Die italienischen Spectators
Projektkurzfassung
Formen der Aneignung des Spectators in der Romania:
Die italienischen Zeitschriften
Im Rahmen des vorliegenden Projekts werden die italienischen Moralischen Wochenschriften Il Filosofo alla Moda, La Spettatrice, Lo Spettatore italiano, Gazzetta urbana veneta und L’Osservatore veneto hinsichtlich ihrer formalen sowie thematischen Anlage ausgewertet. Am Beispiel dieser Zeitschriften soll veranschaulicht werden, welche Fiktionalisierungsstrategien die Verfasser anwenden und in welcher Form sie sich im Spannungsfeld von inszenierter Mündlichkeit und Schriftlichkeit beobachten lassen. Das heißt, dass vorrangig die Konstruktionsprinzipien der italienischen Spectators in ihrer narratologischen Feinstruktur zu untersuchen sind.
Zu beschreiben ist im Weiteren das Spiel von Maskierung und Demaskierung, das in Form von Kommunikationszusammenhängen innerhalb des venezianischen Gesellschaftssystems wirkt und in den Wochenschriften über narrative Filter verläuft, die subtil in das Kommunikationssystem der Zeitschriften integriert werden. Demnach soll systematisch beschrieben werden, wie eingefügte Mikroerzählungen die neuen Werte des 18. Jahrhunderts strukturiert vermitteln und ein Gegenangebot zum traditionellen Diskursschema liefern. Das Prinzip der Beobachtung lässt sich folglich auch in den italienischen Moralblättern als Basis festmachen, woraus sich eine fiktionalisierte Disskussion zu unterschiedlichen Fragestellungen entwickelt, innerhalb der es den Erzählinstanzen möglich ist, ein hohes Maß an Diskretion zu sichern.
Im Anschluss daran werden die Intertextualitätsphänomene untersucht. Dazu ist es erforderlich, die genannten Titel in den europäischen Gesamtzusammenhang zu stellen. Anhand vergleichender Untersuchungen mit französischen Modellen sowie des englischen Originals können die Zusammenhänge und Verlaufsprozesse der Rezeption nachgezeichnet werden. Verflechtungen der Moralischen Wochenschriften lassen sich sowohl auf thematischer wie auch auf formaler Ebene erkennen Damit wäre auch der Grundstein für den weiteren Ausbau unseres Digitalen Repository (http://gams.uni-graz.at/context:mws) in Richtung der italienischen Schriften gelegt.
Wir wollen in diesem Projekt an den Stand der letzten einschlägigen romanistischen Fachtagungen anschließen, insbesondere an die Sektion „Il Caffè“ des Romanistentages in München (2001) sowie an unsere Sektionen „Moralische Wochenschriften in Europa“ des Romanistentages in Bonn (2009) und der Internationalen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts in Graz (2011) und in Rotterdam (2015). Die Ergebnisse werden zum Teil in der von uns bei Peter Lang gegründeten Reihe „Die Aufklärung in der Romania“ erscheinen (siehe Bibliographie).