Finkelstein, Miriam, Dr.phil. M.A
Ich habe Slavische und Englische Philologie sowie Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und dort über weibliche Utopien in der russischen Literatur und Kultur promoviert. Nach beruflichen Stationen an der Freien Universität und der Humboldt-Universität in Berlin, an der Universität Passau sowie an der Leopold-Franzens Universität in Innsbruck, bin ich seit März 2020 Universitätsassistentin in dem Bereich Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Slawistik an der Universität Graz. Meine aktuellen russistischen Forschungsinteressen gelten vor allem der Gegenwart, etwa der neueren russischen und russischsprachigen Lyrik, der russisch-jüdischen Literatur sowie der Literatur der russischen Diaspora in Europa und Nordamerika. Im Rahmen meines Habilitationsprojektes beschäftige ich mich mit den auf Deutsch und Englisch verfassten Texten russisch-jüdischer Migrant*nnen ab der Jahrtausendwende. In theoretischer Hinsicht basiert meine Arbeit vor allem auf der Erinnerungs- und Gedächtnisforschung, den Postcolonial und den Gender Studies. Intensiv arbeite ich ebenfalls auf dem Bereich der (Neuen) Weltliteratur, Transkulturalität und Translingualität sowie der Mehrsprachigkeit. Da ich russische Literatur dezidiert als russischsprachige verstehe, interessiere ich mich für die entsprechenden Literaturen der Nachfolgestaaten der Sowjetunion und begreife die Arbeit mit ihnen als einen intrinsischen Teil der Russistik. Mich bewegen sowohl Fragen nach den ästhetischen und sprachlichen Dimensionen russophonen Schreibens, als auch solche nach neuen literarischen Traditions- und Kanonbildungen. Meine Forschung ist aber auch stets komparatistisch und inner-slawistisch vergleichend ausgerichtet. Unter anderem untersuche ich gegenseitige Repräsentationen ost- und südosteuropäischer Migrant*nnen in Texten der aus Russland, Polen und dem ehemaligen Jugoslawien in den Westen migrierter Autor*nnen, diskutiere die Darstellungsmodi der Begegnungsorte von Migrant*nnen aus verschiedenen osteuropäischen Ländern (Wien, Berlin u.a.) und analysierte Prozesse der Selbsteinschreibung ost- und südosteuropäischer Gegenwartsautor*nnen in unterschiedliche Literaturtraditionen. In Zukunft möchte ich mich intensiv mit dem Phänomen der literarischen Appropriation (Neu- und Fortschreibung) russischer Klassiker in slawischen und nicht-slawischen Gegenwartsliteraturen beschäftigen.