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Öffentliches Hearing in Graz

Am 16.12.1997 hat ein Öffentliches Hearing zum interdisziplinären Forschungsprojekt des Landes Steiermark "Altern: Lust oder Last?" im RESOWI-Zentrum der Karl-Franzens-Universität Graz stattgefunden. Zweck dieses Hearings war die Begegnung zwischen Forschern und älteren Menschen bzw. deren Interessensvertretungen. Im Rahmen dieses wurden jene Problemkreise erörtert, welche den älteren Menschen als vordringlich erscheinen. Zugleich wurden die ersten Detailprojekte des Forschungsvorhabens vorgestellt.

Protokoll

Beginn: 9:15 Uhr

Zu Beginn des Hearings begrüßte Prof. Schöpfer die Teilnehmer und legte Sinn und Zweck der Veranstaltung dar: Seitens der Steirischen Landesregierung ist der Auftrag ergangen, einen "Steirischen Seniorenreport" zu erstellen, welcher im Jahr 1999 fertiggestellt sein soll. Aufgabe sei es, die Situation älterer Menschen in der Steiermark zu erforschen und darzustellen. In diesem Bericht sollen auch Anregungen an die Politik gegeben werden, welche Maßnahmen gesetzt werden sollten. Schöpfer stellte dann die einzelnen Themenbereiche vor, welche das Altern aus verschiedenster Sicht in einem interdisziplinären Projekt beleuchten. Das Hearing biete die Gelegenheit, daß es zu einem Gedankenaustausch zwischen den Vertretern von Seniorenorganisationen, Pflegeeinrichtungen etc., und jenen Forschern komme, die sich mit den Problemen älterer Menschen beschäftigen und am Forschungsprojekt mitarbeiten. Der Grundgedanke des Hearings sei eigentlich eine Konfrontation: Man erwarte sich von den Interessensvertretern älterer Menschen, daß sie Ratschläge geben, mit welchen spezifischen Problemen man sich genauer beschäftigen sollte.

SCHÖPFER: Wo sehen Sie einen Bedarf, daß Dinge genau überprüft werden, daß hier die Forschung einsetzt? Wir bitten Sie auch ungeschminkt zu sagen, wo Sie Forderungen an die Politik haben, wo müßte die Gesellschaft, bzw. die Politik Maßnahmen setzen. Sie haben eine Reihe von Forschern hier, die sehr aufmerksam mitschreiben werden, um ihr Forschungsprojekt darauf abzustimmen. Wir wollen nicht an den Bedürfnissen älterer Menschen vorbeiforschen, sondern wir wollen die älteren Menschen selbst mit einbinden. Ich schlage vor, daß wir einfach der Reihe nach eine erste Vorstellungstour machen. Ich bitte die Forscher, ihre Projekte darzustellen, und ich bitte die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Organisationen, sich kurz vorzustellen und einige Worte zu sagen, was Sie sich von der Forschung bzw. von der Universität an Problemlösungskapazität erwarten und welche Vorstellungen Sie haben, was die Politik unternehmen sollte.

SCHLAGER: Ich werde mich in meiner Dissertation mit den Lebensverhältnissen älterer Menschen auf dem Land bzw. in der Stadt beschäftigen. Es soll nicht darum gehen, die Pflegesituation in Stadt und Land zu beleuchten, sondern die Lebensverhältnisse und Gewohnheiten, z.B. die sozialen Kontakte. Ein anderer Bereich ist die Alltagssituation im allgemeinen, der konkrete Tagesablauf. Ein weiterer Themenbereich sind die Hobbys und Interessen älterer Menschen. Was verstehen ältere Menschen überhaupt unter Freizeitgestaltung bzw. welche Tätigkeiten werden zur Freizeitgestaltung gezählt? Es ist auch die Wohnsituation zu beleuchten. Wie möchten ältere Leute wohnen? Ein anderer Bereich ist die Ernährungssituation, die sich wieder mit der Wohnsituation bzw. mit den sozialen Kontakten koppelt. Insgesamt möchte ich die Gemeinsamkeiten, Besonderheiten und die Unterschiede zwischen den Lebensverhältnissen am Lande und in der Stadt aufzeigen und vergleichen.

GRABNER: Mein Name ist Herbert Grabner, ich vertrete den Pensionistenverband Steiermark. Dieser ist eine Teilorganisation des Pensionistenverbandes Österreichs und die größte Senioreninteressensorganisation, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Mitteleuropa. Wir allein haben 300.000 Mitglieder und sind eine Organisation für aktive Senioren. Nicht so sehr für die pflegebedürftigen Personen, da gibt es andere Gruppierungen. Wir sind vor fast 50 Jahren gegründet worden. 1999 werden wir unser 50jähriges Jubiläum feiern. Vor 50 Jahren ging es den älteren Menschen finanziell sicher bei weitem nicht so gut, wie heute. Wenn der Titel angeführt wurde "Altern: Lust oder Last?", so kann man mehrere Gruppen von älteren Menschen unterscheiden. Die sogenannten jungen Alten, die heute schon sehr mobil sind, die das Altern sicher auch als Lust betrachten können, solange sie aktiv sind, bzw. jene Gruppen der sehr alten Menschen, die immer mehr Hilfe und Pflege bedürfen, auf die man Rücksicht nehmen muß. Für die Lust im Altern ist selbstverständlich der gesundheitliche Zustand Grundvoraussetzung. Zweite Voraussetzung ist die finanzielle Absicherung. Wenn hier Studien angestellt werden, dann würde mich als Interessensvertreter sehr interessieren, die Stereotypen zu hinterfragen, die derzeit diskutiert werden, die Alten würden auf Kosten der Jungen leben etc. - oder die Alten hätten das meiste Kapital hinter sich. Da wird sehr leicht generalisiert. Es gibt aber kaum Studien darüber. Denken Sie allein an die Behauptung, daß zwei Drittel des Sparkapitals in den Händen der über 60Jährigen sind. Ich frage mich, wie man das behaupten kann, wenn es in Österreich noch immer anonyme Sparbücher und keine Aufzeichnungen darüber gibt, wer Eigentümer dieses Geldes ist. Zum zweiten sind für die Wissenschaft sicherlich die Leistungen der Älteren für die Jungen interessant. Das ist noch sehr wenig erforscht. Man spricht darüber, daß die Pensionen vielleicht in manchen Bereichen zu hoch sind. Aber wieviel des Geldes wieder den jüngeren Generationen zufließt - darüber gibt es relativ wenig Untersuchungen. Die heutige aktive Pensionistengeneration ist ja zum Teil noch in der Familie involviert. Es gibt einen Spruch bei den Pensionisten, "sie haben keine Zeit". Sie sind oft in der Familie integriert, zum Aufpassen auf Enkel udgl. Auch hier könnte man durchaus auf wissenschaftlicher Ebene Studien durchführen. Der dritte wichtige Punkt ist die Mobilität des Menschen, um sein Altern zur Lust werden zu lassen. Da gibt es die körperliche und die geistige Mobilität. Es gab gerade in der Steiermark vor kurzem eine Budgetdebatte, wo man feststellte, daß man gerade in den Breitensport investieren sollte. Wir sind also seit vielen Jahren eine Organisation, die mit Seniorengymnastik sehr aktiv ist. Man sieht, daß Leute, die hier aktiv mitmachen, körperlich und geistig wesentlich beweglicher bleiben. Man sollte auch diskutieren, inwieweit man Leute, die in Pension gehen und dann hoffentlich finanziell entsprechend abgesichert sind, mobilisieren könnte, ihr Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Der Idealismus in der Gesellschaft hat leider etwas abgenommen. Vielleicht kann man auch hier eine Motivation geben. Ich merke auch immer wieder, daß sehr gute Fachleute, wenn sie in die Pension gehen und sich mit ihrem Bereich überhaupt nicht mehr auseinandersetzen, in diesem Bereich sehr bald out sind. Das könnte vermieden werden, wenn sie sich der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Ich hoffe damit einige Anregungen gegeben zu haben.

KAPPEL: Mein Name ist Dr. Kappel, ich mache eine Dissertation am Institut für Wirtschaftspädagogik. Mein Thema ist "Wege zu höherer Lebensqualität im Alter". Es geht darum: Wodurch erhöht sich die Lebensqualität im Alter? Was trägt zur Freude älterer Menschen bei? Meine Hypothese ist, daß Pensionisten, die sich im Alter noch einer Aufgabe stellen, gesünder und zufriedener leben, als jene, die es sich eben nur gutgehen lassen. Ich habe 300 Pensionisten in Wien und in der Steiermark untersucht, und zwar jene die zu Hause und solche, die in einem Heim leben. Ich habe festgestellt, daß sich jene gesünder und zufriedener fühlen, die sich noch im Alter einer Aufgabe stellen. Ich habe meine Befragung abgeschlossen und hoffe, daß ich in Kürze mit der Dissertation fertig bin.

ZINKANELL: Mein Name ist Josef Zinkanell. Ich war 11 Jahre Landesobmann der steirischen Pensionisten. Hier bin ich eigentlich als Zuhörer, aber ich darf zwei Gedanken sagen. Ich sehe die Altenfrage zweigeteilt: Einerseits die Menschen die jetzt schon alt sind, da geht es meines Erachtens darum, ihre Aktivitäten zu fördern, bzw. die nicht mehr aktiv sein können, zu betreuen. Die zweite Gruppe sind die kommenden Alten. Ich meine, daß die Frage "Lust oder Last" für die kommenden Alten schon ab der Schulzeit entschieden wird, im Elternhaus und in der Schule. Wenn es dort gelingt, den Menschen ein entsprechendes Gesundheitsbewußtsein und einen gewissen Lebenssinn und sinnvolle Aktivitäten beizubringen, dann wird das Alter für die kommenden Alten keine Last sein.

KURZ: Rosemarie Kurz. Ich habe einen Interessenskonflikt, weil ich einerseits Studentin und Forscherin bin und andererseits aber Institutionen vertrete, die Fragen an die Forscher haben. Die erste Institution die ich vertrete ist die Österreichische Hochschülerschaft, Referat für Generationenfragen. Hier würde ich an die Forscher die Frage stellen, wie kristallisieren sich in Zukunft Beziehungen jung-alt heraus? In der ÖH werden folgende Punkte derzeit vertreten, "Wohnen für Hilfe" mit Frau Dr. Annemarie Leeb und ihr Team. Da geht es auch um jung und alt und Lebensqualität. Es gibt "Studieren im Alter", Beratungstätigkeit, hier ist Frau Dr. Kappel Ansprechpartnerin, die ihre Dissertation vorgestellt hat. Weiters geht es um Generationenfragen, wie sich das innerhalb von zehn Jahren in der ÖH abgespielt hat, da wäre ich Ansprechpartnerin. Die zweite Institution die ich heute vertrete, ist die EURAG, der Bund älterer Generationen Europas. Ich bin dort Generalrätin und wurde gebeten hier erstens einmal dieser Arbeit sehr viel Erfolg zu wünschen. Die EURAG wünscht für 1999, wo der große Kongreß stattfindet, daß eine Präsentation möglich ist, aber schon mit den Folgewirkungen, was Prof. Schöpfer, angedeutet hat, welche Vorschläge können wir der Politik tatsächlich machen, was ist umsetzbar? In der dritten Position GEFAS Steiermark, Steirische Gesellschaft zur Förderung der Alterswissenschaften und des Seniorenstudiums. Das ist eine Basisorganisation, die die verschiedensten Anliegen vertritt. Sie sehen draußen ein Blatt, in dem alle Aktivitäten aufgeführt sind: Besonders hervorheben möchte ich die Plattform "Frauen 50plus" und möchte Frau Bacher bitten, ihr Anliegen zu formulieren, was für ältere Frauen besonders wichtig ist. Neben mir sitzt die Frau Gudrun Wrentschur, sie wird wahrscheinlich zum Thema Osteoporose oder Gesundheit älterer Frauen, ihre Erfahrungen einbringen. Wir haben dann noch andere Dinge, wie z.B. Story-Line. Das ist das erste Projekt jung-alt in Schulen und zwar nicht Zeitzeugen, das hat sich inzwischen schon etwas abgenützt. Wir machen das in der Bulme. Ältere Menschen sind Teil des Unterrichts mit jungen Menschen. Das kann man in allen Gegenständen machen, vom Handarbeiten bis zur Elektrotechnik. Es ist eine einfache Methode, die wir dann über Pädagogische Institute an die Lehrer heranzubringen versuchen. Das Thema "Spurwechsel" ist ein langes Thema schon, es war ein Europaprojekt und wird im Retzhof durchgeführt. An der Universität gibt es derzeit drei Initiativen, da ist die Ringvorlesung Alterswissenschaften. Es geht um Altwerden in der Steiermark, "Last oder Lust?" in Zusammenarbeit mit Herrn Dekan Schöpfer. Das zweite ist dann "leibhaftig" Älterwerden von Frauen, das ist in der Sozialmedizin mit der Frau Dr. Rasky. Ich komme jetzt noch in meine Rolle als Studentin, und möchte gerne eine Dissertation zum Thema: "Chancen und Möglichkeiten gesellschaftspolitischer Partizipation älterer Frauen und Männer im Rahmen der Seniorenorganisationen" machen.

BACHER: Ich vertrete die Plattform "Frauen 50plus". Das ist ein überparteilicher Zusammenschluß von älteren Frauen, die zwischen den Generationen stehen und wirken, sowohl noch im Beruf, teilweise schon pensioniert. Diese Frauen sind großteils gesund, stark, voller Ressourcen und möchten partizipieren, sie möchten geben, aber von der Gesellschaft auch etwas bekommen. Mein Anliegen ist, die Verantwortlichen zu bitten, diesen Frauen auch Chancen zu geben, jetzt im vorgerückten Lebensalter noch mitzuwirken, sei es auf universitärem Gebiet oder in anderen Organisationen. Wir haben noch viel zu geben, bilden uns ständig weiter und können auch noch andere Dinge tun, als unsere Kinder und Enkelkinder betreuen. Wir treffen uns monatlich, haben gute Gesprächsrunden und haben manches schon in Dokumentationen, wie z.B. "Gespräche zwischen den Generationen", zusammengefaßt. Frauen haben Erhebungen gemacht, wie sieht der Generationenkonflikt tatsächlich aus? Wir befragten ca. 150 Menschen und haben darüber eine schöne Dokumentation erstellt. Diese und andere Schriften stehen zur Verfügung. Es ist auch Dr. Walter Posch hier, der die Dokumentation so schön grafisch gestaltet hat. Wer sich dafür interessiert, kann sie bei mir einsehen.

WRENTSCHUR: Mein Name ist Wrentschur. Ich mache von der GEFAS aus an einigen Stellen "Osteoporose-Vorbeugeturnen". Ich glaube der Titel ist nur für Frauen gedacht, denn die Männer haben angeblich keine Osteoporose, und sie trauen sich nicht zu uns zu kommen. Warum, das weiß ich nicht. Das Alter der Teilnehmerinnen geht immer weiter nach unten und nach oben. Mein älteste Dame war 82 und die jüngsten sind schon bei 30. Also nicht mit 50plus, sondern schon ab 25, 30 beginnt das Interesse. Mit einer Wirbelsäulengymnastik kann man wirklich das ganze Leben weiter kommen. Der Titel "Osteoporose-Vorbeugeturnen" ist etwas sperrig, aber wir haben ihn und so wird er weiter gehalten. Ich hoffe, daß es immer mehr werden.

KASTNER: Mein Name ist Harald Kastner, ich bin Vorstandsmitglied der GEFAS. Ich bin auch in den ASKÖ-Landesvorstand kooptiert worden - und zwar in das Referat für Generationensport. Unser Ziel ist es, Menschen nach 45, 50 zum gesunden Ausdauersport zu bringen. Das ist derzeit im Aufbau. Wir versuchen zu erheben, was überhaupt angeboten wird. Wir arbeiten zusammen mit dem Pensionistenverband, Naturfreunde, Betriebssportgemeinschaften usw. Es gibt in der Steiermark sehr viele weiße Flecken, wo diesbezüglich gar nichts gemacht wird. Ich habe neben meinem Beruf über 15 Jahre in St. Peter die Volkshochschule geleitet und habe immer wieder mit den Menschen gesprochen, die älter waren und mit Fremdsprachen oder malen begonnen haben. Da bin ich draufgekommen, daß eigentlich sehr viele sich schon früh damit befassen, was mache ich, wenn ich in Pension bin. Aber sehr viele sagen, ich fange dann an, wenn ich einmal in Pension bin und das ist dann schlecht. Man müßte die Leute vorher bereits hinbringen, Interessen zu wecken. Vielleicht darf ich noch persönlich ein Wort sagen: Mir gefällt das Wort Senioren nicht immer, bitte prägen wir den Begriff "ältere Generation", das ist gescheiter.

GIGL: Mein Name ist Annemarie Gigl, ich komme vom Roten Kreuz und bin dort für die Gesundheits- und sozialen Dienste für die Steiermark zuständig. Im Rahmen der Pflege und Betreuung in der ich jetzt seit 1981 drinnen stehe, vermisse ich sehr die Mitarbeit jüngerer Senioren - und zwar in der Mitbestimmung für die Angebotsstruktur als auch für die Dienstleistung die dann erbracht wird; auch in der Mitbestimmung, welche Möglichkeiten in der Betreuung, auf örtlicher Ebene, auf der Gemeindeebene integriert werden sollten, was für ältere Menschen gut ist. Wir haben das wiederholt angeregt und es interessiert mich die Frage forschungsmäßig aufzubereiten, woran es liegt, daß gerade junge Senioren sich nicht so sehr für die zukünftige Möglichkeit oder für die Betreuungsstrukturen interessieren. Es gibt sehr viele Angebote am Freizeitsektor, wo aktive Senioren mitwirken. Es gibt aber wenig Angebote und wenig Interesse an der Mitwirkung, Mitgestaltung in baulichen Maßnahmen, Infrastruktur und Versorgung durch die ältere Generation.

MARIUS: Mein Name ist Dietlinde Marius. Ich bin als Oberärztin an der Gerontopsychologie tätig, unter Primarius Yazdani. Unser Problem ist nach der Betreuung im Krankenhaus unsere Patienten wieder unterzubringen, entweder zu Hause oder in Heimen, wo es viel zu wenig Möglichkeiten gibt. Bei der Unterbringung zu Hause arbeiten wir mit Sozialarbeiterinnen zusammen, die dann für Nachbetreuung sorgen. Unser Hauptproblem ist einfach die Leute wieder gut unterzubringen.

GROSSMANN: Mein Name ist Gerhard Großmann. Ich bin Professor am Institut für Soziologie, speziell für Medizinsoziologie. Ich bin Dekan Prof. Schöpfer dankbar, weil ich hier die Möglichkeit habe, empirisch ihre Bedürfnisse zu erheben. Wir werden versuchen, ein möglichst genaues Bild Ihrer Wünsche, Beschwerden und Perspektiven zu zeichnen. Ich habe einige Schlagworte aufgeschrieben, die vielleicht für Sie wichtig sind, wie z.B. die Zahlungsbereitschaftsanalyse. Wir sind draufgekommen, daß viele alte Mitmenschen eine Unmenge privaten Geldes zur Erhaltung der Gesundheit ausgeben. Das ist spannend, denn würden wir öffentliche Institutionen dafür belangen, würde in kurzer Zeit das gesamte Sozialversicherungssystem zusammenbrechen. Darüber gibt es eine Arbeit in den USA, in ganz Europa gibt es keine einzige. Wir werden versuchen diese Zahlungsbereitschaftsanalyse abzufragen. Eine zweite Geschichte: Ich habe jetzt eine Studie in Graz über die Gesundheit und die Umweltperspektiven junger Leute abgeschlossen. Es überrascht: Das Umweltbewußtsein älterer Leute ist wesentlich höher als das der jüngeren. Eine andere Geschichte, die mir im Rettungsnotdienst immer wieder auffällt, ist der Unfall in versperrter Wohnung. Da werden wir irgendwann einmal gerufen, die Tür wird aufgebrochen. In 98% aller Fälle treffen wir nur mehr Tote an. Da gibt es die Möglichkeit, das nicht nur mit der Technik zu überwachen, sondern durch gute Hausstrukturen. Man braucht nur die vorhandenen Ressourcen in einem Wohnhaus mobilisieren, z.B. mit dem Einkaufsdienst. Wir haben das in Straßgang versucht. Da kann man viel mit wenig Mitteln erreichen. Ich darf ganz pathetisch sagen, Leben retten ist etwas, was die Wissenschaft auch machen sollte. Weiteres möchte ich etwas zur Wetterfühligkeit sagen. Es sind 78% aller Österreicher aller Altersklassen sehr stark wetterfühlig. Wir haben so ein Wettersystem jetzt vor zwei Tagen gehabt, wo es um 600% mehr Rettungseinsätze gab. Auch da gibt es gute Möglichkeiten das Notarztsystem zu adaptieren. Wenn wir gute Arbeit liefern, empirische Arbeit, dann haben wir auch gute Möglichkeiten Veränderungen durchzuführen. Das Letzte in dem Zusammenhang: Warum gibt es nicht so etwas Ähnliches wie einen Generationenrat? Ich bin 15 Jahre zur See gefahren, bevor ich studiert habe. Da war es üblich, daß man immer an Bord auch ausgediente Kapitäne hatte, auf Frachtschiffen, die damals, wie wir noch nicht diese Einrichtungen gehabt haben, den Kurs bestimmt haben, wenn Schlechtwetter gekommen ist. Heute wissen wir, daß die Abweichungen der Erfahrungswerte mit den elektronischen Mitteln nur um 3% übertroffen werden können. So frage ich mich, warum man bei der Stadtplanung, bei der Planung von Wohnräumen, bei der Planung unserer Umwelt nicht Generationen mitbefragt. Das geht mir ab - und da möchte fragen, ob wir da nicht etwas starten können. Ich würde gern aus jedem Bezirk, jemanden bitten an diesem Generationenrat mitzuwirken, um die Zukunft zu gestalten. Das scheint mir als Sozialforscher recht interessant zu sein. In diesem Sinne bitte ich Sie, mein Team und mich freundlich aufzunehmen, wenn wir zu Ihnen kommen und Sie befragen werden.

SEILER: Mein Name ist Dr. Seiler. Ich bin Bezirkshauptmann in Leibnitz. Wir haben im Bezirk vor etwa zehn Jahren eine Untersuchung gestartet "Altern im Bezirk" und mich interessiert, was sich in diesen zehn Jahren getan hat. Ich bin neugierig was in zwei, drei Jahren aus diesem Symposium herausgekommen ist. Wir haben versucht, im Bezirk alle Möglichkeiten der Betreuung älterer Menschen umzusetzen, von den sozialen Diensten über die Schaffung von Pflegebetten. Wir haben also etwa 70 Pflegebetten, d.h. 71 Pflegebetten in den letzten Jahren geschaffen und zwar nicht in einem Großheim, sondern in zwei kleinen Heimen mit 35 und 36 Betten. Ich möchte ganz einfach hören wie sich die Dinge in anderen Bereichen der Steiermark entwickeln.

LAUTNER: Ich komme vom Seniorenbund Bad Radkersburg. Mir fällt auf, daß man baut, wenn man jung ist und nur Gedanken hat, wie schaut das Haus aus. Man hat die Schlafräume im 1. oder 2. Stock und denkt nicht daran, daß man einmal eine Zeit erreicht, wo es schwierig ist, wenn man über die Stiegen hinauf muß oder ähnliches mehr. Oder es werden Gehsteige, so wie in Bad Radkersburg jetzt angelegt. Es wird niemand gefragt, es wird gepflastert, und wir werden sehen wie das im Winter ausschauen wird, wenn die Leute ausrutschen. Da sind so Mulden drinnen bei den Einfahrten, die nicht gekennzeichnet sind. Aber ich sage nur, das sind alles Dinge, auf die wir, wenn wir gefragt würden, aufmerksam machen können. Aber man wird nicht gefragt. Man wird aus der Politik hinausgeschoben, da gibt es Altersgrenzen, man ist zu alt. Da müssen die Jungen her, wahrscheinlich waren wir auch nicht anders. Ich will jetzt der jungen Generation nicht unbedingt den Vorwurf machen. Aber damit diese kalte Zeit, wie es immer wieder behauptet wird, nicht noch kälter wird, ist es notwendig, daß jung und alt vermehrt zusammenarbeiten und mehr aufeinander Rücksicht nehmen. Vielleicht wäre es notwendig, auch die Jungen darauf aufmerksam zu machen, wie könnt ihr mit den Alten umgehen.

BRUNNER: Mein Name ist Brunner Ingeborg, ich bin Diplomkrankenschwester und seit 14 Jahren im Alten- und Pflegebereich als Heim- und Pflegedienstleiterin tätig. Mein Anliegen wäre es, den alten, pflegebedürftigen Menschen ein würdiges Altern mit fachgerechter Pflege in einem familiären und wohnlichen Rahmen zu geben. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Es ist das Pflegheimgesetz geschaffen worden, es gibt ein Pflegeheimgütesiegel und jetzt als neuestes Gesetz das Krankenpflegegesetz. Dies würde eine ordnungsgemäße menschliche Pflege ermöglichen. Dahinter müssen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen; denn die Pflege kostet viel Geld. Die meisten Pensionisten in unserem Heim sind Sozialhilfeempfänger, sie sind Mindestpensionisten. Pensionisten die sich aus der eigenen Pension Seniorenresidenzen udgl. leisten können, gibt es sehr wenige. Die Sozialhilfe muß natürlich auch sparen und das Geld einteilen. Nur darf es nicht soweit kommen, daß die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen wurden, eine ordnungsgemäße Pflege zu machen und die finanziellen Rahmenbedingungen immer kleiner werden. D.h. ich kann auf der einen Seite nicht Standard und Qualität fordern und auf der anderen Seite nicht finanzieren. Das würde mein Anliegen an die Politik sein, das besonders jene Pensionisten die ihr Leben lang fleißig gearbeitet haben, aber eine kleine Pension haben, vielleicht doch gleichgestellt sind, sodaß wir keine 2-Klassen-Gesellschaft in der älteren Generation zusammenbringen.

SCHNEIDER: Mein Name ist Lorenz Schneider, ich bin Landesvorsitzender des österreichischen Landespflegeverbandes, der die Interessen der Pflegenden die im Gesundheitswesen tätig sind vertritt. Wir sind auch Mitglied des ASN, des Weltbundes der Krankenschwestern, wir sind auch tätig in der EU und weiters auch in der WO, in der Abteilung Pflege tätig. Unser Leitbild ist auch, daß alle Personen egal welcher Rasse, welchen Alters, Geschlecht oder Weltanschauung, die beste Pflege bekommen. Unser Anliegen im Bereich der Altenpflege ist, daß jeder pflegebedürftige Mensch von ausgebildeten Pflegepersonen gepflegt werden soll. Nun unsere Frage: Welche Personen sind in Pflegeheimen tätig, sind es ausgebildete oder sind es Hilfskräfte? Wie schaut eine Personalberechnung und ein Personaleinsatz aus? Weiters ist auch in den Krankenanstalten die Verweildauer immer kürzer, die alten Menschen werden sehr früh aus den Krankenanstalten entlassen und daher ist unsere Bitte und unser Anliegen an die Politik, der Ausbau der extemporalen Pflege.

POTZINGER: Mein Name ist Sissi Potzinger. Ich bin Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes der Steiermark. Familie und Senioren, das Miteinander der Generationen sind unsere besonderen Anliegen. Es wurde schon angesprochen, daß man bereits in der Familie und der Schule Lebenssinn, Gesundheitsbewußtsein lernen soll. Wichtig ist uns der Familiensinn, die Solidarität, das Miteinander, Partnerschaft schon in der Familie zu lernen und ein Leben lang zu tragen. Die Skandinavier stellen den Heiratsantrag nicht, indem sie fragen: Willst du mich heiraten, sondern willst du mit mir alt werden? Dieses Bewußtsein zu fördern, möglichst lange und gut miteinander auszukommen, ist eine Herausforderung für das nächste Jahrtausend. Sonst befürchten wir ein dramatisches Zunehmen von alleinlebenden Menschen und ein Zunehmen von Isolation. Ein konkretes Angebot des Katholischen Familienverbandes in der Steiermark ist der "Oma-/Opadienst" wo wir Betreuungsdienste vermitteln, daß ältere Damen und Herren die gerne auf Kinder aufpassen zu Familien kommen, stundenweise auf Kinder schauen. Wir haben über hundert Omis und zwei Opas im Bereich Graz-Umgebung im Einsatz und würden diesen Dienst gerne ausweiten und erbitten Unterstützung durch das Land. Ein drittes, wir haben ein Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie. Um die Bedeutung der Generationen hervorzuheben fordern wir eine Umbenennung in Bundesministerium für Familie, Jugend und Senioren.

BEUTL: Mein Name ist Walburga Beutl und ich komme als Vertreterin der steirischen Frauenbewegung und der Katastrophenhilfe österreichischer Frauen. Wir betreuen in etwa 280 Ortsgruppen unter anderem über gelebte aktive Nachbarschaftshilfe Frauen und Männer die allein stehen. Wir helfen beim Aufbau von mobilen Diensten und wir wollen vor allem der Einsamkeit und Isolation begegnen, indem wir Frauen tatsächlich hingehen und Alleinstehende besuchen, Gespräche führen und psychisch betreuen. Das ist eine Aufgabe die wir im Rahmen der Frauenbewegung in den Ortsgruppen durchführen. Natürlich etwas was heute schon mehrfach angeklungen ist, die Nahversorgung ist sehr wichtig.. Die Großfamilien sind am Land nicht mehr gang und gäbe. D.h. sehr viele Ältere stehen allein da, weil die Kinder weggezogen sind oder auspendeln und nur am Wochenende heimkommen. Diese Leute brauchen dann Hilfe für die Nahversorgung. Ein Problembereich der an mich herangetragen wird, ist das Problem jener älteren Frauen, die nur die Mindestrente erhalten, die nur mit der Ausgleichszulage zurecht kommen müssen und die relativ viel für die Wohnung ausgeben müssen und die im Winter Probleme haben, sich mit Heizmaterial zu versorgen. Für die bedeutet jede Reparatur und erhöhte Stromrechnung ein Drama. Mir liegt viel daran, daß wir die Versorgung im Alter vor allem für Frauen sichern, die keine eigenständige Versicherungszeiten erwerben konnten, daß wir ein menschenwürdiges Alter in jeder Form erreichen. Ich möchte auch darauf hinweisen, daß es für alte Menschen eine Hürde ist, in Verkehrsmittel einzusteigen, wo sie die hohen Stufen kaum überwinden. Erst am Wochenende habe ich wieder deutlich zu hören bekommen, daß die Patienten nach kurzer Verweildauer nach Hause geschickt werden und dann kaum Versorgungen da sind. Wir hoffen sehr, daß der flächendeckende Ausbau der extramoralen Versorgung und der mobilen Dienste voranschreitet.

GLETTL: Mein Name ist Heidemarie Glettl, ich komme von der Haupt- und Realschule Heiligen Kreuz am Waasen. Ich bin als interessierte Zuhörerin da. Wir planen ein EU-Projekt zum Thema "Altwerden in Europa". Eine Analyse und einen Vergleich von Institutionen und Organisationen für ältere Menschen die sich noch selbst versorgen können und nicht mehr selbst versorgen können und hoffe mir Anregungen und vielleicht weitere Anlaufstellen zu erfahren.

HAUENSCHILD: Mein Name ist Stefan Hauenschild. Ich bin Student der Verfahrenstechnik und beschäftige mich gemeinsam mit meiner Freundin schon seit längerem mit Wohnmodellen "betreutes Wohnen" für die ältere Generation. Ich bin hier um Aspekte zu finden, dieses betreute Wohnen bzw. diese Wohnmodelle in die Praxis überzuführen und festzustellen, welche Infrastruktur man älteren Personen zur Verfügung stellen muß.

RESCH: Mein Name ist Mag. Gerald Resch. Ich schreibe eine Dissertation zum Thema "Die Kaufkraft der älteren Generation". Es sind ein paar Fragestellungen mit denen ich mich beschäftigen möchte: Welche Kaufkraft besitzt die Generation ganz allgemein? Welche speziellen Bedürfnisse hat sie an den Markt? Gibt es schon ein eigenes Marktsegment, daß sich nur mit der älteren Generation beschäftigt? Welche Entwicklungen wird es da in Zukunft geben. Z.B. Seniorenmessen, eigene Geschäfte für alte Leute usw.

SPATH: Mein Name ist Peter Spath, ich bin Leiter der Medizinischen Abteilung und ärztlicher Leiter am Landeskrankenhaus Deutschlandsberg. Es ist schon einiges aus dem Gebiet der Gerontopsychiatrie und dem Pflegebereich gesagt worden. Das möchte ich nicht wiederholen. Es ist die Veränderung der Altersstruktur bekannt. Wir sehen in der Inneren Medizin, welches mein Fachgebiet ist, ein multimorbides Krankengut im Bereich der Älteren. 45-, 50jährigen, sind bei uns junge Patienten. Ältere Patienten sind 70 bis 90 Jahre. Die Erfolge der Vorsorgemedizin garantieren nicht die Gnade eines raschen Todes und so ist absehbar, daß die Krankenhäuser in Zukunft, was ja allgemein bekannt ist, durch viele ältere Patienten beansprucht werden. Es gelingt nicht immer, den Zustand der Patienten wieder herzustellen, in dem sie waren, bevor sie erkrankt sind. D.h. es treten dann Probleme auf, daß die Patienten in häusliche Pflege oder in Anstaltspflege entlassen werden. Das ist einerseits ein finanzielles Problem und ein Problem der Angehörigen, wenn welche vorhanden sind. Es wurde auch angesprochen der Druck des "LKF-Systems", der leistungsbezogenen Krankenhausfinanzierung, mit der Verkürzung der Pflegetage. D.h. es wurden früher die Pflegetage verrechnet und es war ein Positivum für ein Krankenhaus, wenn es voll war. Kostendeckend kostet ein Monat Krankenhausaufenthalt in einem steirischen Spital im Durchschnitt, ca. 50.000,-S wenn jemand privat zahlen müßte. Auf der anderen Seite kommt es zu Schwierigkeiten von Seiten der Krankenkasse, welche die Kosten nicht mehr übernimmt, wenn aus einem Patienten ein Pflegefall wird. Das ist allgemein bekannt. Ich glaube das müssen die verantworten, die dieses System eingeführt haben. D.h. die Infrastruktur hätte wesentlich verbessert sein müssen, es hätte vorgesorgt werden müssen, daß entsprechend viele Pflegeplätze da sind. Ein Problem ist, daß die Leute sich nicht unmittelbar einen Pflegeplatz leisten können. Das ist eine Problematik in die wir involviert sind. Ich könnte mir vorstellen, das sich aus den Vorrednern über dieses Gebiet eine Arbeitsgruppe zusammenstellen ließe, die diese Probleme definiert und entsprechende Forderungen aufstellt. Wir wären bereit an einer solchen Arbeitsgruppe mitzuarbeiten.

SULZBACHER: Mein Name ist Margot Sulzbacher. Ich bin die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin der GEFAS Steiermark und bin mit der Organisation und der Durchführung von den Projekten der GEFAS und dem Generationenreferat mitbetraut.

KOLLEGGER: Mein Name ist Margit Kollegger. Ich bin in Vertretung von Ridi Steibl, Referat Frau-Familie-Gesellschaft, Steiermärkische Landesregierung anwesend. Wir sehen unsere Aufgabe darin, dieses Forschungsprojekt zu unterstützen und planen in Kooperation mit Prof. Schöpfer weitere Hearings in den Regionen. Auch sehen wir unsere Aufgabe als Informationsdrehscheibe zwischen den Bundesländern bzw. auch zum Familienministerium. Seitens des Familienministeriums werden anläßlich des internationalen Jahres der älteren Menschen 1999 einige Vorbereitungen getroffen, wir wurden eingeladen mitzuwirken. Diese Informationen wollen wir weitertransportieren.

PACHERNIGG: Irmgard Pachernigg. Ich bin Volkskundestudentin und möchte in der Arbeitsgruppe des Institutes am Forschungsprojekt teilnehmen.

TSCHERNKO: Mein Name ist Brigitte Tschernko. Ich bin Krankenschwester und in der Pflegedienstleitung tätig. Mir geht es darum, daß Pflegepersonen sehr gut ausgebildet sind. Wir sind professionelle Helfer, wir pflegen professionell, aber wo bleibt die Seelenpflege? Es geht mir darum, was sind Bedürfnisse? Sind Bedürfnisse nur warm, satt und sauber? Bedürfnisse sind für mich unendlich. Müssen wir alle abdecken, können wir alle abdecken oder wer kann daran mitarbeiten, damit ein Teil der Bedürfnisse abgedeckt wird? Deswegen ist es für mich ein Gesellschaftsproblem. Wir jungen Alten sollten jetzt schon beginnen darüber nachzudenken und aktiv mitarbeiten, damit Altern wirklich zur Lust und nicht zur Last wird.

MUTSCHLECHNER: Ich heiße Hans Mutschlechner und bin Obmann der Stadtgruppe Graz des Steirischen Seniorenringes, eine Organisation die es in allen Bundesländern gibt. Uns gibt es seit 20 Jahren. Auch wir sind eine Seniorenvertretung, die sich vorwiegend mit den aktiven Senioren bechäftigt. Ich bekleide diese Funktion seit fünf Jahren und habe festgestellt, daß das mit den Aktiven nicht so funktioniert, wenn man so eine Funktion übernimmt. Da meint man, da hat man jetzt eine Gruppe von Menschen, für die man da zu sein hat. Wenn sie ein gewisses Alter und eine gewisse Kränklichkeit erreicht haben, gibt man sie an die andere Institution ab. So ist es nicht, denn im Laufe der Zeit stellen sich Freundschaften und Beziehungen ein. Es ist also nicht ganz einfach, die Leute dann abzugegeben, d.h. sie müssen weiter betreut werden. Ein besonderes Anliegen ist mir der Generationenkonflikt, wobei ich hier uns Alte nicht in Schutz nehme, sondern die Schuld sowohl bei den Jungen als bei den Alten suche, wenn es den Konflikt gibt. Ich kann z.B. heute das Wort von der schlechten Jugend genauso wenig hören, wie damals, als ich zur heutigen schlechten Jugend gehört habe. Jemand hat gefragt, ob man den Alten noch eine Aufgabe stellen soll. Das muß ich bejahen und meine, daß die Motivation und das Ehrenamt bei den Alten im höheren Maße ausgeübt wird, als bei den Jüngeren. Bei den Männern ist es leider nicht so, das muß man auch unumwunden zugeben. Der Herr Professor hat die Umweltliebe der Senioren angesprochen. Diese Feststellung mache ich auch immer wieder und ich freue mich, weil ich ein großer Naturliebhaber und Tierfreund bin, weiß aber nicht genau, ob es bei uns nicht ein bißchen schlechtes Gewissen ist, denn wir sind ja eigentlich die Generation des Kunstdüngers und der Kunststoffe; denn man hat uns ja seinerzeit eingeredet, daß es durch Kunstdünger nie mehr Not und Hunger geben wird oder alles was die Natur nicht bieten kann, durch Kunststoffe ersetzt werden kann. Wir haben daran geglaubt und heute kommen wir drauf, daß es nicht ganz so ist. So geht die alte Generation an diese Thematik mit anderen Gefühlen heran. Ich bin Gemeinderat in unserer Stadt, gebe aber unumwunden zu, daß alle, sei es der Handel oder die Wirtschaft, Tourismus, usw. die haben schon längst begriffen, was d ie Senioren für eine Finanzkraft haben und was da zu machen ist. Die Politik ist leider viel zu spät munter geworden und ich hoffe, daß sich das bald ändern wird.

WALLNER: Mein Name ist Mag. Johannes Wallner, ich vertrete zwei Organisationen hier, die Caritas in der Steiermark - ich leite das Alters- und Pflegeheim der Caritas - und die Arbeitsgemeinschaft der Heimleiter und -leiterinnen in der steirischen Altenarbeit. Wir sind eine Interessensvertretung die ca. 3.000 pflegebedürftige Menschen in der Steiermark vertritt. Ich möchte meiner Freude Ausdruck verleihen, daß es hier ein Forum gibt, wo Praktiker und Wissenschaftler sich zusammensetzen, der Ideenaustausch passiert und vieles an Vernetzung allein durch dieses Hearing möglich ist. Ich möchte mich dem Prof. Großmann anschließen, es gibt sehr viel an Ressourcen der älteren Generation auch in unseren Heimen und es wäre gut das zu nützen. In den Pflegeheimen sind wir massiv vor die Probleme der Finanzierbarkeit gestellt. Wir möchten eine qualitativ hochstehende Pflege anbieten und eine ganzzeitliche Betreuung leisten. Das wird uns auch durch die Gesetze vorgeschrieben. Nicht zuletzt durch das Gesundheits- und Krankheitspflegegesetz. Andererseits erleben wir einen starken finanziellen Druck, gerade durch die steirische Sozialpolitik. Ein weiteres Moment ist durch das LKF eingetreten, daß viele Pflegebedürftige relativ schnell aus den Krankenhäusern entlassen werden und es keine nachsorgenden Einrichtungen dafür gibt. Noch ein paar Anliegen an die wissenschaftliche Forschung. Ich würde mir wünschen, wenn der Mythos der Großfamilie einmal abgeklopft wird. Ich denke mir, das ist eine relativ junge Zeiterscheinung, die es vor annähernd 150 Jahren oder 100 Jahren noch nicht gegeben hat. Das ist meine Annahme. Ich erhoffe mir von der Wissenschaft Aufschluß und auch Bewußtseins- und Öffentlichkeitsarbeit in dieser Richtung. Was ich mir auch wünsche, ist ein Weitertreiben der gerotologischen Forschung uns der geriatrischen Forschung und zwar nicht, daß alles nur in Hinblick auf Medizin und Pharmaindustrie udgl. gesehen wird.

TEIBENBACHER: Mein Name ist Peter Teibenbacher. Ich betreue das Oral-History-Archiv am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, dem Prof. Schöpfer vorsteht. Ich sitze etwas egoistisch da, ich kann älteren Menschen kaum etwas bieten außer dem Wort, daß ich ihnen erteile und das bedeutet manchmal ihnen doch auch Lust, sprechen zu können. Es ist aber natürlich so, daß ich diesen Menschen kaum weiterhelfen und an ihrer Situation nichts ändern kann. Sie stehen mir als Zeitzeugen zur Verfügung. Mir erscheint an diesem Projekt wichtig, daß in einem tieferen Gespräch, das über eine momentane formale Befragung auf der Straße hinausgeht, natürlich die Substanz beider Interviewpartner eine Rolle spielt. So ein Gespräch entsteht nicht aus dem Nichts und die Worte fallen nicht vom Himmel, sondern sie kommen aus den jeweiligen Persönlichkeiten heraus und die wieder sind auch geprägt von jeweiligen Lebensumständen. Das ist mein Interesse an diesen Projekt, Informationen zu sammeln über die gegenwärtigen Lebensumstände, weil diese für mich auch in gewisser Weise Bedingung für das sind, wie sich Menschen auch erinnern.

STEURER: Mein Name ist Miriam Steurer. Ich bin Studentin am Institut für Volkswirtschaft. Ich arbeite nebenbei als freie Mitarbeiter beim SBZ, dem Sozialen Begegnungszentrum, das sich mit der Pflege älterer Leute beschäftigt. Meine Kollegin Elisabeth Gugl und ich, wollen am Projekt teilnehmen und wir sehen das vor allem in dem Gebiet des Angebots und der Nachfrage der Dienstleistungen im Rahmen der Altenbetreuungen. Welche Modelle gibt es, welche Anreizwirkungen haben die verschiedenen Pflegearten und dann auch im speziellen, welche Rolle können Land und Gemeinden bei der Betreuung und bei der Mitgestaltung der Betreuungsart in einem Land spielen?

GUGL: Wir möchten schauen, welche politischen Implikationen gewisse Modelluntersuchungen in der Altenbetreuung haben könnten und auch welche Rolle Gemeinden z.B. bei der zur Verfügungstellung von finanziellen Mitteln in der mobilen Altenpflege usw. spielen können. Wir haben auch einen empirischen Teil vor, in dem erhoben werden soll, wie sich die Anzahl der betreuten Personen aufgegliedert, d.h. wie viele sich in mobiler Altenpflege, Pflegeheimen, in betreuten Seniorenwohnhäusern usw. befinden. Wir möchten weiters schauen, wie es den Betroffenen in den einzelnen Institutionen geht. Man sollte auch über die Grenzen des Landes hinaus schauen. Ich denke da z.B. auch an die Schweiz, die ja in der Altenpflege sehr fortschrittlich ist und vielleicht kann man da gute Ideen abschauen.

WOHLFAHRT: Gerhard Wohlfahrt, Assistent am Institut für Volkswirtschaftslehre und Politik. Mein Beitrag wird im Bereich soziale und finanzielle Situation älterer Menschen sein. Es gibt durchaus rüstige, einkommensstarke Pensionisten, und es gibt auch die extreme andere Seite, Pflegebedürftige teilweise mit gutem Einkommen, die sich Pflegeleistungen entsprechend zukaufen können. Es gibt aber auch die Problemgruppe älterer Personen, pflegebedürftig und in schlechter Einkommenssituation. Ein Teil der Arbeit ist es, die gesetzliche Rahmenbedingungen zu analysieren, insbesondere, sprich Pensionsrecht, Entwicklung von Ausgleichszulagen. Die Problematik, daß es in Österreich an sich gar keine Mindestpension gibt, sondern eben nur die Ausgleichszulage, soll angesprochen werden. Wie hat sich das ganze entwickelt und wie stehen die Personen da, besonders Frauen, die überhaupt keine Pensionsansprüche haben. Es ist, wenn man die soziale Situation anschaut, meistens sinnvoller die Ausgaben zu analysieren, als die Einnahmen, weil da durchaus Unterschiede vorhanden sein können. Reizvoll, aber ich bin mir nicht sicher ob es noch leistbar ist, wäre die Abschätzung volkswirtschaftlicher Effekte. Was bewirkt das eigentlich in der Volkswirtschaft, wie wirkt das auf die Nachfrage usw., was passiert mit den Pensionen, wie würde das ganze auf die allgemeine Entwicklung wirken. Heute sind noch Sachen dazugekommen, die erst verarbeitet werden müssen und ins Konzept einfließen.

JANES: Mein Name ist Eva Janes. Ich bin Mitarbeiterin des Frauengesundheitszentrums in Graz und habe mit Frau Dr. Eva Rasky vom Institut für Sozialmedizin und Silvia Groß, Medizinsoziologin, ein Projekt im Bezirk Leibnitz entwickelt. Das ist ein Frauengesundheitszentrum mit dem Schwerpunkt, Frauen, die Angehörige am Laienarbeitsplatz Familie pflegen, zu unterstützen und zu stärken. Im Bezirk Leibnitz gibt es eine lange Tradition, da sind Menschen seit Jahrzehnten hingeschickt worden um gepflegt zu werden. Es gibt schon viel in Leibnitz bzgl. der Infrastruktur, was älteren Menschen zugute kommt. Das Projekt bietet Unterstützung und Inspiration, um Gesundheit zu fördern und Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung wahrzunehmen. Es werden 80% aller Menschen mit Pflegebedürfnissen von Frauen zu Hause gepflegt. Diese Arbeit geschieht im Verborgenen. Das innovative Konzept besteht darin, mit den Betroffenen und mit professionellen Kräften gemeinsam eine neue nachhaltige Struktur zu erarbeiten. Bestehende Ressourcen sollen vernetzt und dadurch ergänzt, erweitert und besser genutzt werden. Wir treten nie in Konkurrenz sondern arbeiten immer gemeinsam. Die Stärkung der Interessensvertretung der Betroffenen ist für uns von entscheidender Bedeutung. Wir werden dann mit Angehörigen arbeiten, Eigeninitiative zu wecken, Beteiligte zu stärken, Kompetenzen zu vermitteln. Das Zentrum wird Ende Jänner eröffnet. Für die Forschungsarbeit sei mitgegeben: Man sollte die Lebensbedingungen sowohl dieser Frauen, wie die der älteren Frauen näher erforschen um ihre Rechte zu stärken und damit auch ihre Lebensqualität. Auch Angebote und Serviceleistungen für Frauen, ältere Frauen sollen bedarfsgerechter gestaltet werden, vielleicht in Kooperation mit uns.

HAIDER: Mein Name ist Othmar Haider, vom Steirischen Seniorenbund. Ich bin auch Gemeinderat der Stadt Graz. Alter und Älterwerden: Ich darf daran erinnern, daß es vor vielen Jahren keine Pensionen gegeben hat, daß Menschen arbeiten haben müssen bis sie so krank waren, daß sie nicht mehr konnten, dann bekamen sie eine Rente. Das Pensionsgesetz hat sich entwickelt, man rechnet heute aber schon damit, daß man mit 35 Versicherungsjahren in Pension geht und das ist auch ein Übel. Gesetzlich müßte man arbeiten bis zum 65igsten Lebensjahr oder 45 Versicherungsjahre haben. Diese Frühpensionisten geben uns Probleme. Der ältere Mensch ist heute mündig. Der gesunde Pensionist ist selbständig, das wissen wir bei den Seniorenvereinigungen, die machen Reisen, tanzen, wandern, schwimmen etc.. Wenn der ältere Mensch krank ist, hat er Probleme, um den muß man sich etwas mehr kümmern. Der ältere Mensch von heute ist ganz ein wichtiger Wirschaftsfaktor. 1,7 Mio. Pensionisten geben ihr Geld aus, davon lebt die Wirtschaft. Der ältere Mensch, der allein wohnen kann ist noch selbständig, agil, aktiv. Der Pflegefall, da beginnt das Problem. Ältere Menschen haben oft Geld gespart, eine eigene Pension, können sich was leisten. Der junge ist oft arbeitslos, hat keine Wohnung, hat Familie und wenig Geld. Der ältere Mensch kann wegfahren nach Tunesien, Marokko, Amerika usw. Der junge nicht. Da beginnt oft ein Neidkomplex. Diesen muß man nach Möglichkeit vermeiden.

RODLER: Mein Name ist Josef Rodler, ich bin Obmann des Bezirkes Graz-Eggenberg des Steirischen Seniorenbundes. Ich habe nur die Wünsche, daß man die ältere Generation mehr in den Gemeinden integriert, daß sie dort auch mitzureden haben. Man sieht, ob es jetzt im Nationalrat ist, im Landtag: Es sind keine Vertreter der Senioren drinnen. Weiters wäre es angebracht, für die ältere Generation mehr Geld zur Verfügung zu stellen, für unsere Veranstaltungen, die wir alle selber finanzieren müssen, mit dem Geld der Leute, die ja selbst kleine Pensionen haben. Denn wenn wir nichts unternehmen, dann kommt keiner mehr. Das wären meine Wünsche. Etwas noch: Wenn man hörbt in den Fußballvereinen, was da von Stadt, Land und Bund gesponsort wird, das ist unbeschreiblich, wenn man einen ausländischen Spieler erwirbt, geht es gleich in die Millionen. Warum kann man für die Seniorengruppen nicht auch etwas tun?

OLLINGER: Mein Name ist Alfred Ollinger, ich bin Bezirksobmann in Graz-St. Peter. Wir kommen von der Basis, also von der untersten Hierarchie, und wir wissen, wie es bei den Leuten draußen zugeht. Einmal haben wir die Probleme mit den Lokalen. Es gibt wenige mit freien Zutritt. Wir müssen uns in Gasthöfen einfinden oder in Parteilokalen, weil die größeren Verbände und Bünde parteipolitisch orientiert sind. Es gibt Gasthöfe, die verlangen sogar einen Eintritt bzw. eine Pauschale von 300 bis 500,-S wenn sie dort einen Nachmittag veranstalten. Sie müssen überall zahlen und Geld ist natürlich rar. Von den Beiträgen, die unsere Senioren leisten, bleibt uns im Bezirk nur ein kleiner Teil und wir leben praktisch von Spenden unserer Ärmsten. Wir haben Sozialfälle, also Mindestrentner, für die machen wir seit Jahren eine Eingabe, daß sie eine kleine Unterstützung zu Weihnachten bekommen. Es ist vier oder fünf Jahre her, da haben wir Zuschußanträge für fünf, sechs, sieben Leute, die nur eine Mindestpension haben, eingereicht, die auch dann vom Sozialamt einen Zuschuß von etwa 1.000,-S bekommen haben. Dann ging das runter auf 800,-S, dann ging es herunter auf 600,-S, jetzt darf ich sowieso nur noch drei oder vier einreichen die 500,-S kriegen. Also auch das ist ein Problem.

KERSCHBAUMER: Mag. Gertrud Kerschbaumer und Mag. Edda Engelke (Ludwig-Boltzmann-Institut) werden im Rahmen des Projektes die Probleme von älteren Flüchtlingen in der Steiermark behandeln.

POSCH: Ein "Familienersatz" könnte für ältere Menschen eine Altenwohngemeinschaft sein. In Wien gibt es schon fünf derartige Gemeinschaften und es sind weitere 30 geplant. Die Altengemeinschaften funktionieren scheinbar gut und wir bemühen uns in Graz auch eine Altenwohngemeinschaft als Modell zu gründen.

POSCH: Mein Name ist Walter Posch. Nach meiner Pensionierung nach 30 Jahren Aufenthalt im Ausland habe ich das "Technische Aufbaustudium Umweltschutz" abgeschlossen, für mich eine positive Erfahrung. Das war natürlich ein echtes Studium im Gegensatz zum Seniorenstudium. Ich habe eine gewisse Hemmung über ein Seniorenstudium zu sprechen. Eines möchte ich klar sagen: Pensionisten, die auf der Universität studieren, müssen zwei Sachen beherzigen: Man soll jungen Leuten nichts wegnehmen, wenn wenig Platz vorhanden ist, zweitens sollten Senioren für das Studium zahlen.

NEUHOLD: Mein Name ist DI Heidemarie Neuhold, ich bin freiberufliche Architektin und befasse mich mit den Erfordernissen bei Bauten für Ältere. Ein besonderes Anliegen ist die zeitgerechte Wohnungsanpassung und Adaptierung, so lange ich noch klar im Kopf bin. Für mich ist Altwerden keine Krankheit, sondern eine natürliche Entwicklung, der man Rechnung tragen sollte. Ich meine, daß man verpflichtet ist, etwa ab 50, Vorsorge zu treffen, daß man den Jungen entgegenkommt und soweit man es kann, selbst vorsorgt. Für mich ist eine wichtige Frage an die Forscher, wieweit der Wunsch vieler Menschen, in der eigenen Wohnung alt zu werden, wirklich vorhanden ist. In Graz gibt es eine Behindertenberatungsstelle, die auch von älteren Menschen konsultiert werden könnte. Für mich ist Behinderung und Gebrechen irgendwo mit Krankheit verbunden. Solange ich gesund bin, werde ich mich kaum an solche Stellen wenden. Jetzt ist die Frage, wie weit würden neutrale Beratungsstellen zu seniorengerechten Wohnungsadaptierung genutzt? Solche Beratungsstellen müßten eine Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten, Sozialberater und Architekten bieten. Ich bin bereit, meine Erfahrungen und mein Wissen und die Literatur die ich schon lange sammle, in die Arbeitskreise einzubringen.

HERFORT-HÖRNDLE: Mein Name ist Ulla Herfort-Hörndle. Ich bin Sozialpädagogin, und bin im Studium zu einer Spätberufenen geworden, und habe die Idee des Grazer Seniorenbüros gehabt. Wir haben seit fast zwei Jahren in Graz das österreichweit einzige und erste Seniorenbüro, das ich leite. Zum Seniorenbüro möchte ich klarstellen: Es ist eine Dienstleistung der Stadt für alle Älteren, und es ist kein politische Büro. Natürlich sind Büros im Magistrat politischen Fraktionen, also Referenten zuzuordnen, aber das Seniorenbüro im Sozialamt ist eine Dienstleistung für alle. Wir verfolgen die Vernetzung von Haupt- und Ehrenamt in der Zusammenarbeit mit vielen Institutionen. Wir setzen uns für Mitverantwortung und Mitsprache Älterer ein. Zwar haben wir in Graz einen Seniorenbeirat, hier sitzen politische Vertreter, Vertreter der Senioreninstitutionen, aber wir stellten fest, daß das Interesse an Mitsprache relativ schwach ist. Der Seniorenbeirat soll eine Möglichkeit der Mitsprache bieten. Die politischen Vertreter sind selbstverständlich das Sprachrohr der Senioren, aber zunächst muß die Basis Wünsche, Beschwerden, Anregungen darlegen und die werden dann weitergetragen. Da wäre mein Wunsch an das Projekt, daß man überlegt, wie gewinnt man Ältere, daß sie vom Mitspracherecht Gebrauch machen. Mein Wunsch wäre, daß auch in den Bezirksämtern ein ehrenamtlich tätiger älterer Mensch sitzt, der Anregungen weiterleitet, an den Seniorenbeirat, an das Seniorenbüro. Ich finde Seniorenpolitik im ursprünglichen Sinn ist Mitsprache für alle und keine Parteipolitik. Seniorenpolitik sollte wirklich kein Mascherl haben. Uns geht es um die Verknüpfung von Haupt- und Ehrenamt, das praktizieren wir, dafür brauchen wir gute Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiteres Anliegen ist der Mut zur Verantwortung für sich und andere: Verantwortung haben wir alle für uns, wenn wir an unser Altwerden denken. Wir haben auch alle die Verantwortung, daß wir überlegen, wie wollen wir alt werden, wie wollen wir das gestalten, und welche Ressourcen können wir nutzen? Das sind auch die Beratungen und wir wollen auch die Angebote aller Senioreninstitutionen verknüpfen. Wenn es Angebote gibt, die zu wenig Interessenten haben und es laufen mehrere zugleich, dann kann man das koordinieren und die Veranstaltung kommen dann eher zustande.

MUSSNIG: Mein Name ist Gerald Mussnig vom Steiermärkischen Hilfswerk. Das ist eine Pflegeorganisation in der Steiermark die rund 2.600 Personen pro Jahr im Bereich alte Menschen bzw. psychiatrische Patienten betreut. Ich habe drei Erwartungen an die Wissenschaft: Diese betreffen die Bereiche Pflege, Wohnung und Finanzen. Bei der Pflege ist für mich die erste Frage, Gerontopsychiatrie, welcher Umfang wird auf uns zukommen? Auch die Definition der erwarteten Betreuungsleistungen und auch ein qualitativer Aspekt, wie werden solche Betreuungsleistungen in Zukunft aussehen können? Der zweite Bereich betrifft die Nutzung vorhandener Ressourcen in sozialen Netzen, sprich inwieweit ist wirklich eine Bereitschaft der agilen jüngeren Senioren gegeben, in diesen Bereich einzusteigen, bzw. wie können die Angehörigennetze besser genutzt werden bzw. gestärkt werden? Dritte Frage im Bereich der Pflege, die Verbindung stationär-ambulant, das wurde angesprochen und die vierte Frage, wie schaut es überhaupt mit dem Situationsstand, mit dem Informationszugang und mit der Informationsnutzung im Bereich Pflege aus? Zum Bereich Wohnung: Inwieweit gibt es Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben. Zweitens: Welche Möglichkeiten der Erleichterung und welche baulichen Voraussetzungen gibt es, um die sozialen Netze auch im Bereich des Wohnens zu aktivieren? Drittens: Die Fragestellung im Bereich Finanzen - welche finanziellen Ressourcen haben ältere Menschen wirklich. Wie schauen die Finanzströme älterer Menschen hin zu den jüngeren aus, das ist ein wesentlicher Faktor und wie können diese Finanzierungsmöglichkeiten der älteren Generation vorausschauend für selbstbestimmtes Leben im Alter genutzt werden?

STROBL: Mein Name ist Brigitte Strobl, ich arbeite für die Firma Missethon Unternehmensberatung an einer Studie, die sich mit diesen Themenschwerpunkten befaßt. Ich habe gerade statistische Daten erhoben, wo die vom Vorredner erwähnten Schwerpunkte genannt werden. Ich stehe unter Druck, weil ich die Studie bis spätestens März abgeben muß. D.h. ich würde mich freuen, mich einem Arbeitskreis anschließen zu können, der sich mit diesem Themenkreis auseinandersetzt.

HÖRANDNER: Mein Name ist Editha Hörandner und ich stehe für die Gruppe Hörandner & Partners. Das sind fortgeschrittene Studierende bzw. Absolventen der Volkskunde - und zwar sehr viele Seniorinnen. Dazu muß ich sagen, daß bei Frauen die Studierenden als Seniorinnen gelten, wenn sie das 40. Lebensjahr überschritten haben und bei Männern gilt es ab 45. Wir haben auch zwei jüngere Kolleginnen angesprochen, die mittun und wir haben zwei Herren die mitarbeiten. Wir haben dann gestoppt, weil wenn die Gruppe zu groß ist, wird das Management zu schwierig. Wir haben allerdings aufgerufen, falls jemand im Rahmen von Diplomarbeiten oder Dissertationen sich mit der Thematik beschäftigen möchte, daß er das natürlich auch in direkter Absprache tun kann. Wir sind ja ein Fach, das primär qualitative Kultur- und Sozialforschung betreibt, und wir wollen mit der Hilfe dieser Methode nahe an Betroffenen arbeiten, und einen Beitrag zum Problembewußtsein und zum Mentalitätsprozeß in der Gesellschaft leisten. Wir wollen es anhand von empirischen Untersuchungen machen. Ich selber möchte mich mit der Alterstopik als Einbegleitung zum Projekt auseinandersetzen, mit Ansprüchen an das Alter, mit Ansprüchen der alten Menschen und auch mit Zuweisungen. Es geht um ererbte Vorstellungen, die bis zum Klischee verkommen sind. Im Kultur- und Zeitvergleich ist der Stellenwert alter Leute sehr unterschiedlich, es gibt heute noch Gesellschaften, wo der alte Mensch einen hohen Stellenwert hat. Wir sind in unserer Gesellschaft wahrscheinlich aufgerufen, hier wieder etwas in Gang zu bringen, es ist ja eine Jugendorientierung da. Das ist eine allgemeine Sache, die auch für die Steiermark gilt und die anderen Thematiken sollen anhand von steirischen Untersuchungen mit Hilfe der Interviews erarbeitet werden, wobei sich natürlich Vernetzungen ergeben. Falls Kontakte gewünscht werden: 380-2580 wäre die Telefonnummer.

STROBL: Mein Name ist Leopold Strobl. Ich bin Betriebswirt und als Gremialgeschäftsführer in der Wirtschaftskammer tätig, betreue ich den Nahrungs- und Genußmittelbereich. Ich werde bei Prof. Schöpfer eine Dissertation zum Thema "Nahversorgung in der Steiermark", speziell im Bezug auf den Lebensmittelhandel schreiben. Dieses Thema hat für das Projekt "Alter: Lust oder Last?" große Bedeutung. Das Wort Nahversorgung ist eigentlich eher ein Klischeebild: Was heißt Nahversorgung? Es gibt in den einzelnen Gesetzen, Verordnungen etc. keine genaue Definition. Nahversorgung ist eher ein Gefühl, genauso wie das Wort Lebensqualität. Ein paar Daten und Fakten möchte ich nennen: Innerhalb von 20 Jahren haben in Österreich Lebensmittelgeschäfte um die Hälfte abgenommen, andererseits hat sich die Verkaufsfläche verdoppelt. In der Steiermark sind wir negative Spitzenreiter mit 117 Gemeinden ohne selbständigen Kaufmann. Da muß man aber relativieren, weil wir sehr kleine Gemeindestrukturen haben. Das Problem der mangelnden Nahversorgung trifft besonders die ältere Generation. Betriebswirtschaftlich geht man davon aus, daß ein Geschäft 300 bis 400m² Verkaufsfläche haben sollte, eben ein kleinerer Supermarkt, damit er arbeiten und existenzfähig sein kann. Wir haben in der Steiermark mehr als die Hälfte der Geschäfte unter 100m². Ein positives Zeichen ist, daß mehr als ein Drittel dieser Unternehmer unter 40 Jahren ist, daß es hier viele Jungunternehmer gibt. Der Konsument entscheidet, wo er einkauft und welches Geschäft bestehen bleibt. Auf der anderen Seite ist natürlich die Politik gefordert, nicht nur die Rahmenbedingungen zu bilden, sondern auch deren Einhaltung zu gewährleisten. Es gibt viele Unternehmer, die noch einige Jahre bis zur Pension und vielleicht keine Betriebsnachfolger haben - denen wird wahrscheinlich kaum zu helfen sein. Wir rechnen damit, daß ca. ein Drittel aller selbständigen Kaufleute zusperren wird.

SCHREYER: Mein Name ist Schreyer, ich bin Lektor am Institut von Prof. Schöpfer und Sozialforscher und möchte mich mit der längerfristigen Bevölkerungsentwicklung und deren Konsequenzen auseinandersetzen. Wir haben schon eine Reihe von Problemen angerissen, nur möchte ich diese Problemansprache eher als Wetterleuchten bezeichnen, angesichts dessen, was in spätestens 20 Jahren auf uns zukommt. Denn heute ist ca. jeder fünfte 60 Jahre oder älter, in 20 Jahren wird das mehr als jeder dritte in der Steiermark sein. Diese Zahl zeigt noch nicht die wahre Dramatik, weil die Altersverteilung unterschiedlich ist. Es gibt Regionen, die durch sehr starke Alterung gekennzeichnet sind, wie vor allem einige obersteirische Abwanderungsbezirke, Leoben, Judenburg, Bruck, wo der Altersanteil der Bevölkerung bis zu 40% und mehr ausmachen wird. D.h. also daß nahezu jeder zweite Mensch in Leoben beispielsweise 60 Jahre und älter sein wird. Das sind Relationen, die wir uns kaum vorstellen können, die aber auf uns zukommen, weil dies Ergebnisse der demographischen Entwicklung vergangener Jahrzehnte sind. Es wird der Bevölkerungsaufbau im unteren Bereich immer schmäler und dadurch ist es kaum möglich, diese Entwicklung zu beeinflussen oder gar umzukehren. Wir müssen uns darauf einstellen, daß in spätestens 20 Jahren das Altern zentrales Thema wird. Hier werden Probleme auf uns zukommen, die wir aus der Geschichte bisher noch nicht kennen: Probleme am Arbeitsmarkt, ökonomische Probleme, Probleme der Versorgung mit Einrichtungen des Pflege- und Gesundheitsbedarfs usw. Wir haben hier bereits gesehen, welches breite Spektrum an Problemen auftauchte und das werden Fragestellungen sein, die in den nächsten 20 oder 30 Jahren im Mittelpunkt der politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Diskussion stehen werden.

RÖSCHEL: Mein Name ist Gerald Röschel, ich komme vom Büro Sammer, wir sind Verkehrsplaner und unser Thema im Bereich dieses "Altern: Lust oder Last?" ist das Mobilitätsbedürfnis älterer Leute und die Verkehrsproblematik. Ältere Menschen haben ein anderes Mobilitätsbedürfnis, Mobilität im Sinn von Überwindung von räumlichen Grenzen vom Aufsuchen verschiedener Orte. Wir haben sehr gute Daten die wir auswerten können, das ist sozusagen ein Input von uns, das zweite Thema ist das Bedürfnis älterer Menschen an Verkehrsinfrastruktur, also das Angebot, daß die öffentliche Hand zur Verfügung stellt. Ich glaube, daß das nicht hundertprozentig der Fall ist und da wollen wir einen Anhang zur Befragung, die geplant ist, machen und wollen ältere Menschen zu ihren Anforderungen an das Verkehrsangebot befragen, seien es hohe Stufen in den Bussen bis zu Bordsteinkanten, die nicht abgesenkt sind, usw. Ich hoffe, daß wir da lernen können und daß wir immer bessere Planer werden und immer kundengerechter planen können. Das Ergebnis sollte sein: Ein A nforderungskatalog von älteren Menschen an die Verkehrsplanung.

SAMEL: Mein Name ist Angela Samel, bin Kriegswitwe und habe das Glück gehabt, meine Mutter bis zum 90. Lebensjahr bei mir zu haben und so konnte ich meinen Kindern eine gute Ausbildung geben und ich kann jetzt viel nachholen und da möchte ich auch der GEFAS danken, das hat mir sehr geholfen und ich versuche auch einige Vorlesungen zu besuchen und muß sagen, ich sehe dem Alter lustvoll entgegen.

ZALINI: Ich heiße Maria Zalini, bin Grazer Bürgerin und bin als interessierte Hörerin sehr neugierig gewesen, was da alles auf mich zukommt. Ich muß sagen, ich habe keine Angst vor meinen Lebensabend, wenn ich so viele Menschen, junge und ältere höre, was die alles mit uns vorhaben.

WALZL: Mein Name ist Manfred Walzl, ich leite die Elektrobiologische Abteilung am LKH Graz, das ist ein Spezialbereich der Neurologie, die sich mit spezieller Diagnostik und Therapie auseinandersetzt. Die Altersforscher prognostizieren ein Lebensalter von bis zu 120 Jahren. Die Senioren werden zunehmen und die Kinder immer weniger werden. Wir werden älter, aber leider auch immer blöder. Die Mediziner haben das schöne Wort Demenz dafür. Allein was die Alzheimererkrankung betrifft, haben wir jetzt schon etwa 80.000 Kranke in Österreich. Das kostet die unvorstellbare Summe von etwa 22 Milliarden Schilling. Wir wissen heute, daß etwa 1% der über 60jährigen daran erkranken und wir haben es mit einer Erkrankung zu tun, gegen die zunächst noch kein Kraut gewachsen ist und die sich alle fünf Jahre verdoppelt, d.h. beim 65jährigen haben wir schon 2%, beim 70jährigen dann schon 4%. Wenn man das hochrechnet, kommen wir im Jahr 2050 auf etwa 160.000 Alzheimerkranke, reduziert auf die Steiermark entspricht das also etwa 20.000 bis 30.000. Das wäre schon Drama genug, wenn wir es nicht auch noch mit Hirndurchblutungsstörungen zu tun hätten, die auf Grund einer Arteriosklerose, einer Gefäßverengung entstehen. Da ist ein Bild, das ich bei meinen Vorträgen immer wieder gerne zeige, es heißt "Der Gelähmte von seinen Kindern gepflegt" und hängt in der Eremitage in St. Petersburg, 1763 gemalt. Es ist an Dramatik nicht zu übertreffen, denn Sie sehen, wie der Schlaganfall, dieses langsame in die Demenz Hineingleiten, nicht nur den Kranken, sondern das gesamte soziale Umfeld betrifft. Er muß gewaschen, gefüttert werden, man muß ihn umbetten, ständig in Obsorge halten und das ist die große Herausforderung. 1763 - wir haben heute 1997 - am Drama Schlaganfall hat sich nichts geändert. In Europa haben wir noch immer 2,5 Mio. Opfer im Jahr, ein Drittel etwa stirbt gleich, ein Drittel ist der Dauerpflege bedürftig, ein weiteres Drittel, ist mehr oder minder behindert. Jetzt kommt die Bombe: In Zentraleuropa ist es die Steiermark, wo wir die meisten Schlaganfälle zu verzeichnen haben. In der Steiermark hat der Bezirk Radkersburg die meisten Schlaganfallopfer. Ich muß leider sagen, daß die Medizin bisher noch kein wirkliches Medikament gegen den Schlaganfall hat. Wir können Leid mindern, wir können die Erkrankung minimieren, wir können in der Vorsorge schon viel machen, aber wir können nicht wirklich so therapieren, daß man sagt, das war es. Eine Restbehinderung kann bleiben usw. Noch schlimmer ist es, wenn dann der Patient in die Demenz gleitet, wenn er an sich noch vital genug wäre sein Leben zu meistern, es aber wegen der geistigen Funktionen nicht mehr kann. Das ist also das Schicksal vieler alter Menschen, die nicht mehr wissen wo sie sind, was sie tun, noch dazu oft körperlich behindert. Einer der Ansatzpunkte ist zu ermitteln, welche Risikofaktoren sind es, die den Schlaganfall, die Verblödung ausmachen. Das sind also, nur kursorisch aufgezählt der Bluthochdruck, vorher noch die Fettstoffwechselstörungen, das sind Herzerkrankungen, Übergewicht usw. Prof. Fellinger, der Doyen der österreichischen Medizin, wurde, als er seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, gefragt: "Herr Professor, wie wird man denn so alt?" Sagt er: "Das ist ganz einfach, drei Dinge sind zu beachten, die weißen Berge von unten, Kirchen von innen, Wirtshäuser von außen." Wenn es so einfach wäre, müßten wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Deswegen unsere Projektvorstellung: Erstens müssen wir evaluieren, wie es mit dem terribelvaskulären Behandlungen und mit den Hirnleistungsstörungen in der Steiermark aussieht. Wir brauchen hier einmal ein Blitzlicht, weil wir nur Daten haben, die etwa 10 bis 15 Jahre alt sind. Zweitens, das ist die Prognose und hier überlappen sich verschiedene Projekte, wie geht es weiter? Gibt es Aussicht, diese Erkrankung besser in den Griff zu bekommen oder ist nach wie vor die Pflege dieser bedauernswerten Menschen das Wichtigste? Dann müssen wir natürlich überlegen, daß ja der Pflegedienst von den Demenzerkrankungen extrem betroffen ist. Eine Pflege mit sehr wenig Aussicht auf Erfolgserlebnis. Das erfordert wieder eine Betreuung der Betreuer. In Amerika existieren bereits eigene Online-Dienste für Pfleger und Pflegerinnen, damit sie sich selbst wieder psychisch stärken können. Das sind Dinge, die wir auch in Absprache mit Prof. Spath vom LKH-Deutschlandsberg angehen wollen. Ich hoffe die Gerontopsychiatrie wird auch dabei sein. Hier tickt eine enorme Zeitbombe und wir müssen versuchen, diese Probleme in den Griff zu bekommen.

SCHÖPFER: Ich muß Ihnen dafür danken, daß Sie sich in der hektischen Vorweihnachtszeit einen halben Tag Zeit genommen haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Dozent Walzl hat gesagt, wir werden immer blöder. Es gibt Ausnahmen: An diesem Vormittag sind wir um einiges gescheiter geworden. Zumindest ich für meine Person darf sagen, ich habe sehr viel gelernt. Die Universität will nicht der oft zitierte "gläserne Turm" sein und so freuen wir uns, wenn Sie aus der Praxis zu uns kommen und wir gemeinsam über solche Probleme sprechen können. Es war heute noch nicht der Dialog, der vielleicht möglich wäre. Es hat jeder seine Stellungnahme abgeliefert, aber wir haben sehr aufmerksam zugehört. Wie soll es weiter gehen? Mein Vorschlag wäre, die Idee von Primarius Spath aufzugreifen und auch Arbeitskreise zu bilden. Er hat einen Arbeitskreis mit Thema "Pflege - und alles was damit zusammenhängt" vorgeschlagen. Was passiert, wenn die Aufenthaltsdauer in den Spitälern immer kürzer wird? Wohin dann? Was ist die Folge? Ein zweiter Arbeitskreis könnte sich mit dem "Wohnen" beschäftigen, und ein dritter Arbeitskreis mit dem Problem "Finanzen". Wir werden über dieses Projekt laufend informieren. Es gibt auch eine eigene Homepage im Internet, mit der Möglichkeit, Anregungen zu geben. Das Signet hat die Agentur "Peter & der Hirsch" entworfen: "Altern: Lust oder Last?" - der Filzpatschen und der Sportschuh sollen die Spannung zwischen Lust und Last zeigen. So darf ich abschließend festhalten, daß es an der Grazer Universität das Bemühen gibt, Forschung zu betreiben, die den wahren Problemen nahe kommt. Daß Sie heute da waren, hat uns wesentlich weitergeholfen. Leider gibt es in Graz noch nicht die Tradition, wie an der Wiener Universität, wo mit Rosenmayr und seinen Nachfolgern die Altersforschung seit Jahrzehnten sehr gut angesiedelt ist. Es hat sich in letzter Zeit in Graz viel Erfreuliches getan. Da sind die vielen Initiativen von Frau Mag. Kurz, wie Ringvorlesung, Generationenreferat der ÖH, Seniorenstudium usw. Es gibt auch Überlegungen, dem Senat einen Hochschullehrgang für Alterswissenschaften vorzuschlagen, wo eine qualitätsvolle Ausbildung gewährleistet werden soll. Sie sehen die Universität stellt sich diesen Problemen.

Ende: 12 Uhr

Em.o.Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr.

Gerald Schöpfer

Em.o.Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. Gerald Schöpfer Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte
+43 316 380 - 7150
++43/380-9535


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