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Das Projekt "Katalog Avenches" (1989/90)

Das Projekt "Katalog Avenches" (1989/90)

Die theoretische Grundlage des Projektes "Katalog Avenches" wurde durch das ideele Ziel gebildet, das im Einzelfall inhaltlich dürftige fragmentarische Material derart aufzubereiten, daß gegebenenfalls vorhandene Rekonstruktionsmöglichkeiten tatsächlich genutzt werden können. Allerdings vermochte bislang niemand genau zu sagen, welche und wieviele Inschriftenfragmente überhaupt in den Archiven und Magazinen von Avenches lagen. Deshalb bestand das primäre Vorhaben im vollständigen Erfassen des epigraphischen Steinmaterials. Dafür mußten die im Rahmen des CIL XIII-Projektes üblichen Arbeitsverfahren (Sektion IIIden speziellen Erfordernissen vor Ort angepaßt werden.

Methodische Modifikation zur Vorbereitung der Inventur

  • Archivdurchsicht vor Ort zwecks Aufschlüsselung der archäologischen Tätigkeit sowie der Forschungsgeschichte
  • Suche nach verschollenen Stücken
  • Komplette Inventarisierung des Materials unter Berücksichtigung älterer Bezifferungen
  • Systematische Registrierung der Aufbewahrungsstellen
  • Beschreibung materialimmanenter Details
  • Aufstellen eines ortstypischen Schriftenalphabetes
  • Millimetergenaue Erhebung metrischer Daten
  • Berücksichtigung des Zeilenzwischenraumes
  • Zusätzliche Dokumentation mittels maßstabsgetreuer Umzeichnung

Resultate nach Abschluß der Inventur

  • 6 Monate Aufenthalt in Avenches
  • ca. 35.000 DM fiktive Kosten
  • Aufbau eines geordneten Magazines vor Ort
  • vervollständigte Inventarisierung
  • 99 %ige Erfassung der bekannten Steininschriften
  • ca. 500 Photographien
  • ca. 900 Rasterumzeichnungen
  • ca. 1400 Inschriften(-fragmente) registriert (= "Katalog Avenches")
  • ca. 50 % davon unpubliziert, d.h. der Wissenschaft unbekannt
  • ca. 100 unmittelbare Textkorrekturen


Für eine Anwendung im CIL-Projekt schieden die nachfolgenden Techniken, vor allen Dingen aufgrund des erforderlichen Zeitaufwandes aus.

Mit Hilfe der gerasterten Umzeichnung (Sektion VI) ist es möglich, Konturen vergrößert oder verkleinert zu kopieren. Bei der Anwendung dieser Technik sollte allerdings eine geeignete Maßstabsgröße schon vor Beginn der Arbeit festgelegt werden. Die erkennbaren Linien des Steines und der Buchstaben werden mit Hilfe eines Gitternetzes auf dem Objekt gerastert und dann maßstabsgetreu auf eine größere oder kleinere Rastervorlage übertragen. Es entsteht die gewünschte Vergrößerung oder Verkleinerung. Diese Art der graphischen Reproduktion eignet sich vor allem für ebene Oberflächen. Die Nachteile bestehen darin, daß die Anfertigung der Rasterumzeichnung äußerst zeitintensiv ist und entsprechende Erfahrungenvoraussetzt.

Eine andere Zeichentechnik ist das Durchzeichnen auf eine transparente Folie. Diese wird um das Objekt gespannt und anschließend werden erkennbare Umrisse und Formen mit einem Lackstift auf die Folieübertragen. Diese Technik wird vorzugsweise bei der Dokumentation von Meilensteinen oder Mosaiken verwandt. Ihre Anwendung verlangt eine stete Konzentration und große Genauigkeit.

Erstmals bieten die Daten des "Kataloges Avenches" dem Forschenden die Chance, die fragmentarisch erhaltenen Inschriften von Aventicum in vergleichenden Analysen zu sortieren und Ergänzungen zu ermitteln, so daß Schriftbruchstücke soweit wie möglich materiell rekonstruiert werden können. Am Beispiel der sogenannten "Königin der Inschriften" von Avenches, der größten Inschrift der Schweiz, wird im folgenden aufgezeigt, daß eine Inventur, d.h. ein Überblick in der Art des "Kataloges Avenches", im Sinne einer stets gebotenen wissenschaftlichen Genauigkeit für die Forschung unverzichtbar ist.

Ursprünglich bestand diese Ehreninschrift (Sektion IV) aus 12 Steinplatten und war insgesamt ca. 6 Meter breit und 3 Meter hoch. Archäologen brachten in den Jahren 1899-1901 etwa 200 Fragmente von der völlig zerstörten Inschrift an das Tageslicht. Seitdem haben mehrere Gelehrte den Versuch unternommen, den Textbruchstücken einen Sinn zu geben.

1993 gelang in Osnabrück der Nachweis, daß bei allen früheren Rekonstruktionsversuchen (1902, 1952 und 1969) ein gewisses Desinteresse an materiellen Details zu konstatieren ist. Diese Interessenlosigkeit ist u.a. in fehlerhaften Lesungen (rot), textlichen Kunstgriffen (grün) sowie in der Vernachlässigung von Schriftresten (gelb) dokumentiert. Dementsprechend waren die bisher ermittelten historischen Inhalte materiell z.T. nicht eindeutig abgesichert, so daß die Forschungsergebnisse weiterhin in Frage gestellt werden mußten.

(Bei den im folgenden dargestellten Forschungen von 1902-1993 wird beispielhaft die Plazierung dreier Kleinstfragmente, die farblich entsprechend der obigen Markierung gekennzeichnet sind, aufgezeigt.)

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