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Mobilitäten

Mobile Culture Studies

Mobilität ist das zugleich realistische wie idealistische Prinzip der fortgeschrittenen Moderne. Beweglichkeit in Raum und Zeit gehört zu den grundlegenden Alltagsanforderungen; sie ist Movens der beruflichen und sozialen Integration und somit ein wichtiger Faktor der sozialen Differenzierung. Mobilität als Praxis der Delokalisierung berührt alle lebensweltlichen Bereiche und damit Kultur in ihrer Dynamik als sich im Alltag herausbildender und manifestierender Prozess.

Die zunehmende und weltumspannende Bewegung von Menschen, Gütern, Ideen, Wissen, Informationen und Praxen in der Spätmoderne erfordert die Neuformulierung von wissenschaftlichen Praxen und Begrifflichkeiten zur Beschreibung der Erscheinungen.

In diesem Sinne verstehen sich die Mobile Culture Studies (MCS)2 als internationales und transdisziplinäres Projekt3, das (1) sich disziplinenübergreifend mit Mobilitäten befasst, (2) sich als mobiles Prinzip der wissenschaftlichen, künstlerischen und alltagsweltlichen Teilnahme versteht, (3) den humanistischen Anspruch verfolgt, Menschen, Dingen und Vorstellungen als Gegenstände wissenschaftlichen und menschlichen Interesses in ihren Bewegungen und in ihrer Beweglichkeit zu begleiten, und (4) den demokratischen Anspruch verfolgt, Alltagswelt in ihren Relevanzen sichtbar zu machen und damit auf Dringlichkeiten hinweisen und politische

Handlungsorientierung geben kann. MCS verknüpft seinem kulturwissenschaftlichen Verständnis nach vier Forschungs- und Handlungszusammenhänge. Sie betreffen Mobilität als Forschungsthema, Mobilität als heuristisches Prinzip, Mobilität als methodisches Prinzip sowie Mobilität als Kommunikationsmodus im Feld der wissenschaftlichen Auseinandersetzung.

Publikationen

2018 Straße und Gesellschaft. Kulturanalytische Überlegungen über den Stadtraum in Bewegung. In: Judith Fritz, Nino Tomaschek (Hg.): In Bewegung. Münster u.a.: Waxmann.

2017 ›Visuelle Mobilität‹. Erkundungen zu Bild, Wahrnehmung und Bewegung. In: Ute Holfelder, Klaus Schönberger (Hg.): Bewegtbilder und Alltagskultur(en). Von Super 8 über Video zu Handyfilm. Praktiken von Amateuren im Prozess der gesellschaftlichen Ästhetisierung. Klagenfurter Beiträge zur visuellen Kultur, Köln: Herbert von Halem Verlag, S. 52-67.

2014 Mobilitäten. Für einen Paradigmenwechsel in der Tourismusforschung. In: J. Rolshoven et al. (Hg.): Mobilitäten. Für einen Paradigmenwechsel in der Tourismusforschung. Berlin: Metropol, 25-44.

2012 Das Figurativ der Vagabondage. In: Dies., Maria Maierhofer (Hg.): Das Figurativ der Vagabondage. Kulturanalysen mobiler Lebensweisen. Bielefeld: transcript, 15-29.

2012 Vagabondage – eine Denkfigur? In: Dies., Maria Maierhofer (Hg.): Das Figurativ der Vagabondage. Kulturanalysen mobiler Lebensweisen. Bielefeld: transcript, 9-12.

2011 Das Figurativ der Vagabondage: eine Einleitung. In: Dies., Maria Maierhofer (Hg.): Vagabunden & Vagabondage. Eine Exploration in bewegliche Lebenswelten. Seminarreader. Graz 2011, S. VII-XVIII.

2011 Mobilitätskulturen im Parkour. Überlegungen zu einer kulturwissenschaftlichen Mobilitätsforschung. In: Reinhard Johler, Max Matter, Sabine Zinn-Thomas (Hg.): Mobilitäten. Europa in Bewegung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung. Münster: Waxmann, 52-60.

2010 Mobile Culture Studies: Reflecting moving culture and cultural movements. In: Jussi Lehtonen, Salla Tenkanen, Hanneleena Hieta (eds), Ethnology in the 21st Century. Transnational Reflections of Past, Present and Future, 192-202.

2009 Kultur-Bewegungen. Multilokalität als Lebensweise. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde III, 285-303.

2009 Mobile Culture Studies – Kulturwissenschaftliche Mobilitätsforschung als Beitrag zu einer bewegungsorientierten Ethnographie der Gegenwart. In: Thomas Hengartner (Hg.), Kultur-Forschung. Zum Profil einer volkskundlichen Kulturwissenschaft. Berlin, 91-101.

2009 Mobile Culture. In: transMOBIL (ETHZ), 5-10 (mehrspaltig).

2008 Multilokalität und Mobilität. In: Informationen zur Raumentwicklung 2: Multilokales Wohnen, hg. Gabriele Sturm, Christine Weiske. Bonn (mit Justin Winkler), 99-106 (mehrspaltig).

2008 Auf den Spuren der schönen Pendlerin. In: Kuckuck. Notizen zur Alltagskultur I (Zeiträume-Raumzeiten), (mit Justin Winkler), 9-13 (mehrspaltig).

2007 Multilokalität als Lebensweise in der Spätmoderne. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde II, 157-179.

2007 The temptations of the provisional. Multilocality as the (whole) way of life. In: Ethnologia Europaea 2. Second Homes, Second Lifes? Eds. Orvar Löfgren, Regina Bendix, 17-25.

2006 Woanders daheim. Kulturwissenschaftliche Ansätze zur multilokalen Lebensweise in der Spätmoderne. In: Zeitschrift für Volkskunde II, 179-194.

2005 Going South! Mobilität und Lokalität in einer europäischen Übergangsregion. In: Silke Göttsch et al. (Hg), Ethnographien europäischer Modernen. Ort – Arbeit – Körper. Münster, 135-146.

2004 Mobilität und Multilokalität als moderne Alltagspraxen. In: dies., Ueli Gyr (Hg.), Zweitwohnsitze und kulturelle Mobilität. Zürich: IPK, 205-212.

2003 Town-Country-Flow / Stadt-Land-Fluss. Second Home-Scapes as New Social Spaces and Strongholds of Urban Rurality. In: Ethnologia Fennica vol. 30, 5-13 (mehrspaltig).

2002 Südliche Zweitwohnsitze als Phänomen der Spätmoderne: In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 98, 345-356.

2002 Woanders daheim. Das Freiheitsversprechen der Freizeitimmobilie. In: Kuckuck. Notizen zu Alltagskultur und Volkskunde II, 12-17 (mehrspaltig).

 

Univ.-Prof.i.R. Dr.phil.

Johanna Rolshoven

Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Johanna Rolshoven Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie

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