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Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Personen über 60

Ausblick auf eine zukünftige Variante des Umgangs mit alten Menschen

Daniela Kocher

1.

Das Älterwerden wird heute, im Gegensatz zur vorindustriell-agrarischen Gesellschaft, nicht als positiv erachtet, da es einerseits keine Ausnahme und etwas Besonderes ist, alt zu werden, andererseits kann ein alter Mensch den Aktivitätsansprüchen unserer heutigen Zeit meist nicht mehr folgen und verliert so an Wert.

Norbert Elias beschreibt den Zustand dieser Situation sehr treffend in "Über die Einsamkeit der Sterbenden": "Ihre (der Alten, Anm. der Autorin) Kontaktfreudigkeit mag geringer, ihre Gefühlsvalenzen mögen schwächer werden, ohne daß das Bedürfnis nach Menschen erlischt. Das ist das Schwierigste – die stillschweigende Aussonderung der Alternden und der Sterbenden aus der Gemeinschaft der Lebenden, das allmähliche Erkalten der Beziehung zu Menschen, denen ihre Zuneigung gehörte, der Abschied von Menschen überhaupt, die ihnen Sinn und Geborgenheit bedeuteten."

Elias trifft Anfang der 80er Jahre die Situation sehr genau; zum Glück ist seit damals die Tendenz ein wenig in eine andere Richtung gegangen. Aufgrund des Ansteigens der über 60Jährigen ist dieses Thema aktueller als je zuvor. Aus der vorhergehenden Studie wird klar, daß pauschale Lösungsmöglichkeiten nicht vorzulegen und sicher nicht zielführend sind. Allerdings liegt es klar auf der Hand, daß die Lebensqualität von Personen über 60 in der Steiermark angehoben werden kann.

2.

Im Laufe der Studie ist dabei ein höchst innovatives Projekt aufgefallen, das genau den Ansprüchen der heutigen "älteren Generation" entspricht.

Das "Haus der Zukunft" ist als Begegnungs- und Kommunikationszentrum für Menschen über 60 gedacht. Es ist aber nicht zu verwechseln mit den herkömmlichen Tagesstätten oder Heimen, die Programme anbieten, aber im großen und ganzen nicht den realen Bedürfnissen der agilen oder junggebliebenen Senioren entsprechen.

Das "Haus der Zukunft" soll dem aktiven, mobilen und agilen alten Menschen zur Verfügung stehen.

Im sich in Planung befindenden Haus sollen Veranstaltungen, Vorträge und Seminare jeglicher Art stattfinden, wobei die aktive Mitarbeit von Senioren erwünscht ist, da es nicht nur um das passive Konsumieren geht. Ob es sich hierbei um kulturelle Fachkenntnisse, um künstlerische Arbeiten oder literarisches Wissen handelt, alles kann von Senioren, aber natürlich nicht nur für Senioren, angeboten werden. An dieser Stelle kann der intergenerationale Kontakt erwähnt werden: gerade in unserer Zeit, in der dem Ausschluß der alten Menschen aus der Gesellschaft entgegengewirkt werden muß, ist dies ein wichtiger Ansatz.

Wichtig für die Realisierung dieser Vorhaben ist auch, daß den Senio-ren die Möglichkeiten geboten werden, neue Rollen und Aufgaben zur Erweiterung des Lebensraumes zu übernehmen. Um der Vereinsamung oder Kontaktarmut entgegenzuwirken, gibt es Angebote zur ehrenamtlichen Mitarbeit wie Mithilfe im Restaurantbereich, bei der Pflanzenpflege, bei der Gruppenleitung und so fort. Bei dieser Art der Handhabung spielt in erster Linie der gemeinschaftsfördernde Aspekt eine Rolle, aber auch einzelne Personen können sich hier verwirklichen und von ihrer Wichtigkeit zeugen, wie vielleicht sonst nirgends in ihrer Lebensumwelt.

Neben der Wissensvermittlung soll auf die Erhaltung bzw. die Verbesserung körperlicher und geistiger Fähigkeiten wert gelegt werden. Ob dies durch Gesprächskreise, Gymnastik, Tanz, Feste oder Feiern forciert wird, den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt; sofern die Nachfrage gegeben ist, kann so ziemlich alles durchgeführt werden.

Ein sehr interessantes Unterfangen ist das "Internet-Café", das in den Räumlichkeiten im "Haus der Zukunft" eingerichtet wird. Somit haben auch jene Menschen, die beruflich keine Möglichkeit mehr haben, diese modernen Kommunikationsmittel zu nutzen die Chance, sich damit zu beschäftigen und aktuell informiert zu sein. Gerade der Bezug zu solchen Gebieten ist für den alten Menschen von großem Vorteil: einerseits verliert er nicht so schnell den Zugang zur jüngeren Generation, für die gerade das Internet in den nächsten Jahren zu einer Selbstverständlichkeit werden wird, und andererseits ist die Beschäftigung mit den neuen Medien ein Lernprozeß, aus dem er Vorteile, psychischer und physischer Art, ziehen kann.

Geplant ist zudem, daß sich im "Haus der Zukunft" eine Anlaufstelle für Fragen "rund ums Alter" entwickelt: ob dies nun Veranstaltungen, Beratung über Wohnformen oder Hilfseinrichtungen sind, die Informationsweitergabe ist ein zentraler Punkt.

Bei der Standortbestimmung für das geplante Objekt stellte sich heraus, daß die Bezirke Geidorf und Gries aufgrund ihrer soziodemographischen Lage die am besten geeignetsten sind. So gilt beispielsweise der Raum um das ehemalige "Bad zur Sonne" als ein möglicher Standort.

Herr Jürgen Horvath, der dieses Projekt seit Jänner 1999 plant und den Bau organisiert, rechnet damit, daß die Eröffnung Ende nächsten Jahres erfolgen wird.

3.

Die Beschäftigung mit dem Thema "Alter" ist in der Medizinsoziologie und in der Präventivmedizin ein wichtiges Anliegen.

Man unterscheidet zwischen "Lebenszeit" (biologisch-chronologische Zeit eines Lebenslaufes) und der "sozialen Zeit" (die gesellschaftlich definierte Zeit, die Gliederung eines Lebenslaufes). Dies ist deshalb erwähnenswert, da diese beiden eng korrelieren, aber nicht identisch sind; das biologische Alter steht zum Beispiel im Gegensatz zum sozialen Alter. Diese Unterscheidung gewinnt zunehmend an Wichtigkeit, da die Lebenserwartung im Steigen begriffen ist und auch die Erwartung, gesund zu altern, immer mehr zunimmt.

Der Umgang der Gesellschaft mit alten Menschen unterliegt zur Zeit einem notwendigen Wandel. In den modernen industriellen Gesellschaften muß ein Umdenkprozeß eingeleitet werden, um die Stellung des alten Menschen in der Gesellschaft wieder zu festigen und ihm neue Aufgabenbereiche zuzuteilen.

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