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Organisierte Nachbarschaftshilfe in der Steiermark

CLAUDIA WILD

Nachbarschaftshilfe wird in jüngster Zeit von seiten politischer Entscheidungsträger immer häufiger als kostengünstige Ergänzung zu den ambulanten Diensten der Altenhilfe propagiert. Eine Analyse der Grenzen wie Chancen, Hemmnisse wie Problembereiche war Inhalt einer zweistufigen Studie zur organisierten Nachbarschaftshilfe in Österreich (1996) wie in der Steiermark (1998) und zeigt, daß Nachbarschaftshilfe eine sinnvolle Ergänzung zu den professionellen Diensten ist – sofern kooperiert wird. 

Verständnis und Entstehung von organisierter Nachbarschaftshilfe

Die Freiwilligkeit und Unentgeltlichkeit der Hilfestellung, die laienhafte Hilfe und die räumliche wie persönliche Nähe zwischen HelferInnen und betreuten Personen prägt das Verständnis von Nachbarschaftshilfe. Ziel der organisierten Nachbarschaftshilfe ist die Schaffung kleinräumiger Unterstützungssysteme, die Angehörigen, wo vorhanden, Beistand leisten und die Sozialen Dienste entlasten sollen. Im Zentrum der Nachbarschaftshilfe stehen die Beziehung, die Zuwendung und nicht pflegerische Tätigkeiten.

Mit einigen wenigen Ausnahmen entstanden die meisten Nachbarschaftshilfe-Initiativen in Österreich in den 80er Jahren: Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der Sozialhilfegesetzgebung, die das Subsidiaritätsprinzip betont, zu betrachten. Damit verbunden ist zum einen die Erwartung der Entlastung der Budgets und eine Reduzierung der öffentlichen Ausgaben für soziale und gesundheitliche Belange, zum anderen aber auch die Erwartung einer individuellen und persönlichen Hilfsbeziehung, die professionelle Dienste nicht erbringen können. Die Realisierung der Organisation von Nachbarschaftshilfe, d.h. Erfahrungen zu Voraussetzungen und Strategien zusammenzutragen, war Aufgabe der Studien. Dazu wurden die Erfahrungen und Daten zu zahlreichen Initiativen, die von seiten der öffentlichen Hand (Gemeinden) organisiert oder koordiniert werden, ebenso wie solchen unter privater Trägerschaft (Wohlfahrtsorganisationen, konfessionelle Vereine und unabhängige Initiativen) gesammelt. 

Organisierte Nachbarschaftshilfe-Initiativen in der Steiermark (1)

Während organisierte Nachbarschaftshilfe in Gemeinden (wie ISGS Kapfenberg, Gemeindehilfsdienst Wörschach, Weißenbach) Anfang der 90er Jahre mit "der Verhinderung von Heimaufenthalten" und dem Aufbau "einer kostengünstigen Variante der Betreuung" die Entlastung der professionellen Altenhilfe zur Motivation hatte, sind Nachbarschaftsinitiativen der großen Wohlfahrtsinstitutionen (Rotes Kreuz, Landesverband Steiermark, und Volkshilfe) bereits in den 70er und 80er Jahren gegründet worden: Der Gründung lag die Motivation, "bestimmte Leistungen rascher und flexibler" erbringen zu können, sowie die "Auslagerung von Leistungen, die von Laien erbracht werden können", zugrunde. Heute erfährt das Rote Kreuz eine neue "Gründerwelle" von freiwilligen Sozialdienst- und Nachbarschaftshilfe-Initiativen (bereits an insg. 14 steirischen Bezirksstellen) und kann damit als aktivste Institution (in der Steiermark) bezeichnet werden. Die konfessionellen Institutionen, Pfarr-Caritas-Sozialkreise und Vinzenzgemeinschaften, bestehen ebenfalls seit langem und sehen ihre Aufgabe darin, "mitmenschliche Zuwendung" zu geben und "Leid zu lindern": sie arbeiten dementsprechend ausschließlich mit ehrenamtlichen, zumeist älteren MitarbeiterInnen. Zahlreiche Pfarren organisieren Kranken- und Besuchsdienste.

Während die bislang beschriebenen Initiativen auf bestehende Infrastrukturen, d.h. auch finanzielle Unterstützung von seiten der Gemeinden, der Wohlfahrts-Trägerinstitutionen und der Kirchen oder auch personelle Ressourcen zurückgreifen können, müssen die in den letzten
zehn Jahren – oftmals in urbanen Gebieten oder größeren Gemeinden – gegründeten unabhängigen Initiativen (Sozial- und Begegnungszentren Gleisdorf und St. Leonhard, Nachbarschaftshilfe-Verein Radl/Köflach, Frauengesundheitszentrum "Die Spinne und das Netz", Verein freiwillige Betreuungsgruppe St. Stefan ob Stainz, Hospizvereine) mittels der Vorlage von Konzepten, eine (öffentliche oder private) Finanzierung erst sicherstellen und Infrastrukturen aufbauen. Aufgrund der für die Konzeption notwendigen Reflexion ihrer Aufgaben arbeiten diese Initiativen häufiger mit qualitätssichernden Maßnahmen wie verpflichtende Fort- und Weiterbildung und Supervisionsgespräche und mit geringfügig bezahlten statt ehrenamtlichen MitarbeiterInnen (unter dem Motto "Leistung von sozialer Arbeit zu sozialem Lohn"). Durch das Auftreten nach außen – wesentlich häufiger als andere Initiativen durch Medienarbeit als durch Mundpropaganda – können sie auch jüngere MitarbeiterInnen ansprechen. Die unabhängigen Initiativen sind als die innovativsten in ihren Strategien zu bezeichnen.

In kleinen ländlichen Gemeinden hat sich die Institution der Bezirksbäuerinnen-Treffen (St. Peter, Neuberg/Mürz, Veitsch, St. Andrä im Sausal, Ilz, St. Katharein) der Nachbarschaftshilfe angenommen. Es handelt sich dabei meist um Einzelbetreuungen, die dementsprechend zur Zeit nicht als organisierte Nachbarschaftshilfe bezeichnet werden können.

Gemeinde-Initiativen

ISGS – Kapfenberg

Gemeindehilfsdienst Wörschach

Gemeindehilfsdienst Weißenbach

Konfessionelle Initiativen

Pfarramt Don Bosco – Graz

Sozialkreise in zahlreichen Pfarren – Caritas Graz-Seckau

Pfarrcaritas St.Vinzenz – Graz

Sozialkreis der Pfarre Schutzengel – Graz

Vinzenzgemeinschaft Münzgraben – Graz

Pfarre Mooskirchen und Söding

Wohlfahrtsinstitutionen – Initiativen

RK-Gesundheits- und Sozialdienst – Rottenmann

RK-Nachbarschaftshilfe – Judenburg

RK-Sozialdienst Seiersberg

RK-Sozialdienst – Graz Stadt

RK-Nachbarschaftshilfe – Landl

RK Fürstenfeld

Volkshilfe – Mobile Dienste – Eggenberg

Unabhängige Initiativen

Sozial- und Begegnungszentrum/SBZ Gleisdorf

Sozial- und Begegnungszentrum/SBZ St. Leonhard

Nachbarschaftshilfe – Stubenberg

Nachbarschaftshilfe Verein Radl – Köflach

Verein freiwillige Betreuung – Stainz

Verein Frauen für Frauen

Frauengesundheitszentrum/FGZ – "Die Spinne und das Netz" – Leibnitz

Steirischer Seniorenring

Hospiz-Initiative Weiz und Umgebung

Hospiz-Verein Ausseerland – Bad Aussee

Realisierung: Voraussetzung und Umsetzung

Eine wesentliche Voraussetzung in der Organisation von Nachbarschaftshilfe sind gewachsene Strukturen der Nahraumebene wie Vereine, Pfarren, Gemeindeverwaltungen: wo diese existieren, ist Nachbarschaftshilfe leicht zu organisieren. Wenn gewachsene Strukturen nicht (mehr) vorhanden sind oder nicht genutzt werden können, muß Nachbarschaft erst "hergestellt" werden und die Organisation von Nachbarschaftshilfe ist teilweise mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Wo Nachbarschaftshilfe als umfassende soziale Dienstleistung entwickelt oder eingebunden wird, steigt der Aufwand hinsichtlich Planung, Organisation und Koordination sowie der quantitative wie qualitative Personalbedarf. Nachbarschaftsinitiativen mit breit gefächertem Leistungsangebot und hohen Leistungsansprüchen zeigen durchwegs bereits semiprofessionellen Charakter.

Während in der informellen Nachbarschaftshilfe bestimmte Formen traditionell männlicher Hilfsleistungen durchaus eine Rolle spielen, sind jene Leistungen, die in der organisierten Nachbarschaftshilfe vorwiegend benötigt werden, nämlich Betreuungs- und Pflegeleistungen, durchwegs "Frauensache". Die Rekrutierungsstrategien sind zumeist wenig innovativ und zielen ausschließlich auf Frauen ab. Hilfsleistungen, die – erfahrungsgemäß – von Männern nicht erbracht werden, werden auch gar nicht eingefordert.

Ehrenamtlichenhilfe spielt vor allem bei den jüngeren Nachbarschaftshilfe-Initiativen eine immer geringere Rolle. Finanzielle Abgeltung wird bewußt als Anreiz eingesetzt, um zum einen MitarbeiterInnen überhaupt gewinnen zu können, zum anderen, um eine gewisse Verbindlichkeit und eine Sicherung der Qualität bei der Leistungserbringung zu erreichen. Neben der Verbesserung der Zuverlässigkeit der Ausführung auch freiwillig eingegangener Hilfsverpflichtungen ist der Anreiz selbst geringfügiger finanzieller Abgeltung vor allem für Frauen, die sonst über keinerlei eigenes Einkommen verfügen, derzeit durchaus gegeben.

Auch die vorhandenen Angebote einer Aus- und Weiterbildung für NachbarschaftshelferInnen gelten als Formen nicht-monetärer Entlohnung und entsprechen einer zunehmend erkennbaren Tendenz, den LaienhelferInnen Qualifikationsmöglichkeiten zugänglich zu machen und so der organisierten Nachbarschaftshilfe durch eine Grundqualifizierung der HelferInnen einen semiprofessionellen Status zu verleihen. 

Probleme: Überforderung, Verbindlichkeit, Humankapital

Der Anspruch der ganzheitlichen Betreuung beinhaltet an sich jedoch bereits die Möglichkeit, daß – vor allem bei zunehmendem Pflegebedarf – Betreuungstätigkeiten übernommen werden, die mit der nachbarschaftlichen Hilfskompetenz nicht mehr vereinbar sind. Hier kann sich die persönliche Beziehung, die als Stärke der Nachbarschaftshilfe gilt, als hinderlich für eine notwendige Abgrenzung erweisen. Insbesondere für autonom arbeitende Initiativen kann die "Verführung", eine Rundum-Betreuung anzubieten, groß sein – vor allem dann, wenn sie sich in Konkurrenz zu professionellen Sozialen Diensten sehen oder überhaupt die einzigen Anbieter in einer Region sind. Die unbedingt notwendige Abgrenzung kann durch entsprechende MitarbeiterInnenbetreuung erreicht werden.

Spontaneität und Freiwilligkeit stellen die deutlichsten Unterschiede zu den professionellen Diensten dar und bilden gleichzeitig die größten Schwierigkeiten für die organisierte Nachbarschaftshilfe: Verschiedenste Maßnahmen (Gratifikationen, soziale Einbindung etc.) werden eingesetzt, um mit freiwilligen (unverbindlichen) Hilfsangeboten zufriedenstellende Betreuungsleistungen sicherzustellen. Sie sollen die Verbind-
lichkeit
der (freiwilligen) Mitarbeit erhöhen.

Die Arbeit in der organisierten Nachbarschaftshilfe wird fast ausschließlich von nicht (mehr) erwerbstätigen Frauen mittleren Alters geleistet. Die Rekrutierung von HelferInnen ist oft schwierig, da diese "Ressource" immer knapper wird. Während die Arbeit in der organisierten Nachbarschaftshilfe in mehrfacher Hinsicht Chancen für viele Frauen bietet (nach Scheidung oder Tod des Partners; Anerkennung und Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen; eigenständiges Einkommen neben Haushalt oder Pension; Einschulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten geben Qualifikationsmöglichkeiten für einen evtl. Berufseinstieg), ist es andererseits gesamtgesellschaftlich problematisch, daß Frauen überproportional viel Sozialzeit leisten, die mit geringer sozialer Anerkennung sowie mit der Erschwernis im Zugang zum Arbeitsmarkt verbunden ist und vor allem eine mangelnde arbeits- und sozialrechtliche Absicherung bedeutet. 

Wege zur Förderung von Nachbarschaftshilfe

Die Erwartung politischer Entscheidungsträger, organisierte Nachbarschaftshilfe möge sich bei steigendem Hilfsbedarf als geeignete Lösung zur Einsparung von Sozialkosten erweisen, geht konform mit der Hoffnung, diese Lösung möge sich quasi von selbst realisieren, indem nebulos definierte Potentiale, deren Vorhandensein als gegeben angenommen wird, "ausgeschöpft" oder "vorhandene Strukturen genutzt" werden sollen.

Die Bereitschaft zu Hilfsleistungen setzt die Fähigkeit zu solidarischem Handeln voraus. Solidarisches Handeln ist jedoch keine "natürlich vorhandene" Ressource, aus der bei Bedarf geschöpft werden kann. Die Fähigkeit dazu muß erlernt und eingeübt werden und bedarf außerdem eines entsprechenden politischen und gesellschaftlichen Klimas. Dies bedeutet, daß von politischer Seite solidarisches, mitmenschliches Handeln nicht nur dann wertgeschätzt und propagiert werden kann, wenn es erwünscht ist, hingegen diffamiert wird, wenn es unerwünscht ist, oder daß freiwilliges soziales Engagement den Verlust von finanziellen Transferleistungen zur Folge hat: Wenn der Wunsch, Zivildienst zu leisten, als "Drückebergertendenz" bezeichnet wird oder wenn Jugendlichen, die – gegen geringes Entgelt – ein freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, die Familienbeihilfe gestrichen wird, kommt eine Einstellung zum Ausdruck, die der Bereitschaft zu sozialem Engagement nicht förderlich ist.

Soll organisierte Nachbarschaftshilfe langfristig als funktionierendes Element in der ambulanten Altenhilfe genutzt werden, wird es auch seitens der politischen Entscheidungsträger notwendig sein, gezielte Entwicklungs- und Umsetzungsstrategien, konkrete Unterstützungs- und Förderungsmöglichkeiten zum Bestandteil sozialpolitischer Maßnahmenkataloge zu machen.

Bürgerarbeit und politische Voraussetzungen

Die im Artikel dargelegten Ergebnisse der zweistufigen (empirischen) Untersuchung zu den Potentialen der Nachbarschaftshilfe sollen nun zuletzt mit (theoretischen) gesellschaftspolitischen Überlegungen komplementiert und mit dem Begriff der Bürgerarbeit konfrontiert werden. Der Begriff der Bürgerarbeit wurde von der bundesdeutschen Kommission für Zukunftsfragen 1997 aufgegriffen. Daß Freiwilligenarbeit, also (bürger-)gesellschaftliches Engagement abseits der klassischen Ehrenamtlichkeit eine nicht zu unterschätzende ökonomische Bedeutung hat, ist unbestritten; die gesellschaftspolitische Bedeutung der "Wertarbeit" durch Freiwilligenarbeit muß zusätzlich betont werden. Die mit Bürgerarbeit verbundene Wertschöpfung sieht die Kommission "in der Bereicherung der demokratischen Kultur und der Erschließung von Kreativität und Spontaneität zur Lösung von Zukunftsaufgaben".

Die Kommission für Zukunftsfragen schlägt politische Kreativität im Setzen von Voraussetzungen für Bürgerarbeit vor, indem etwa:

  • Entwicklungshemmnisse (etwa traditionelle Organisationsformen, Defizitorientierung der Sozialpolitik, schlechtes Sozial-Sponsering, fehlende Anreize etc.) für Bürgerarbeit überwunden werden,
  • vorhandene Motivationen (biographische Schnittstellen, inhaltliche Ansprüche, organisatorische Rahmenbedingungen) erkannt und genutzt werden,
  • Gemeinwohl-Unternehmer (charismatische Personen, visionäre Pragmatiker) gewonnen und
  • organisierte Spontaneität ermöglicht werden.

Die von der Zukunftskommission vorgeschlagenen Voraussetzungen für neue, junge und innovative Initiativen decken sich – völlig unabhängig voneinander – mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie zur organisierten Nachbarschaftshilfe. Die Übereinstimmung festigt die Aussagen: Freiwilligen-Initiativen bieten eine wesentliche Lösungsoption für drängende gesellschaftspolitische Probleme. Die Kommunalpolitik ist entsprechend aufgerufen, dieses Sozialengagement in kleinen sozialen Netzwerken zu fördern und zu unterstützen

Zusammenfassung: Möglichkeiten und Chancen

  • Obwohl an die Subsidiarität große Hoffnungen der Entlastung professioneller Dienste geknüpft sind, ist die Umsetzung von Nachbarschafts-Initiativen auch oft mit Zurückhaltung, mit Hindernissen seitens der Kommunalverwaltungen und auch mit geringer Anerkennung durch die professionellen Dienste verbunden.
  • Wo Nachbarschaft, d.h. informelle Hilfsbeziehungen noch gegeben sind (Bezirke, Pfarrgemeinden), ist der organisatorische Aufwand für Nachbarschaftshilfe relativ gering; wo Nachbarschaft erst hergestellt werden muß, sind große Schwierigkeiten zu überwinden.
  • Der Koordinations- und Organisationsaufwand von Nachbarschaftshilfen steigt mit breit gefächertem Leistungsangebot und hohen Leistungsansprüchen.
  • Nachbarschaftshilfe baut auf Betreuungs- und Pflegeleistungen von Frauen auf: Die Rekrutierung von HelferInnen gestaltet sich zunehmend schwierig, da die "Ressource" Hausfrau (deren Kinder aus dem Haus sind) knapp wird. Eine Umstellung der Rekrutierungsstrategie, die Männer oder junge Menschen anspricht oder solidarisches Handeln betont, wird nicht praktiziert.
  • Obwohl Nachbarschaftshilfe auf Ehrenamtlichkeit aufbaut, stellen viele Initiativen auf (geringfügige) finanzielle Abgeltung, d.h. "Anerkennungsbeiträge" um, da Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit der Hilfsleistung dadurch gestärkt werden. Ehrenamtlichkeit spielt in der Leistungserbringung eine geringere Rolle.
  • Neben der Erkenntnis, daß in strukturschwachen Gebieten auch geringfügige Bezahlung ein Anreiz für Hilfsleistung ist, reagieren die Initiativen auf die oft realistische Hoffnung jüngerer Frauen, einen Berufs-(wieder)einstieg zu schaffen, mit entsprechenden Weiterbildungsangeboten. Auch soziale Anerkennung ist – den Erfahrungen gemäß – ein nicht zu unterschätzender Anreiz für Hilfeleistung.
  • Organisierte Nachbarschaftshilfe findet ihre Grenzen bei langfristigen und pflegeintensiven Betreuungsfällen. Nachbarschaftshilfe kann für kurzfristige Notlagen, für Überbrückungshilfen und für zeitlich begrenzte Unterstützungen organisiert werden. Zeitintensive oder problematische Betreuungen (Verwirrtheit, Verwahrlosung) führen zu einer Überforderung der LaienhelferInnen.
  • Organisierte Nachbarschaftshilfe kann bestehende professionelle Soziale Dienste sinnvoll ergänzen, sofern es gelingt, Konkurrenzdenken und
  • -ängste abzubauen. Die Hilfsleistungen im Rahmen der organisierten Nachbarschaftshilfe haben eigene Qualitäten, die anzuerkennen (seitens der Professionellen) notwendig ist, um ein Hand-in-Hand-Arbeiten im Interesse der KlientInnen zu erreichen.
  • Es ist Aufgabe der Politik, Freiwilligen-Initiativen materiell wie immateriell zu unterstützen: die sozialrechtliche Absicherung von "Bürgerarbeitern", das Abbauen von Hemmnissen und die soziale Anerkennung sind Voraussetzungen für das Wachsen von kleinen Netzwerken.
1 Es sind hier nur jene angeführt, die auf den Fragebogen geantwortet haben (N = 26). Einige der angeschriebenen Nachbarschaftshilfe-Initiativen arbeiten nur fallweise oder befinden sich erst im Aufbau. 

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